Fabelhafte Welt: Auch mein Hund fürchtet sich, etwas zu verpassen

Und mit welcher Angst feiern Sie Silvester? FOMO, FOBI oder FOMN?
Vea Kaiser

Vea Kaiser

Nennt mich gern Silvester-Grinch, aber mir missfällt der gesellschaftliche Druck, am 31. unbedingt etwas Tolles zu unternehmen. Ich beneide meine Großeltern: Die trinken um 10 ein Glas Sekt und gehen dann schlafen. Heuer muss noch dazu der Dottore Amore Nachtdienst schieben und ich deshalb mit meinen Freunden um die Häuser ziehen. Das wäre eigentlich eh super, denn seit wir die 30 überschritten haben, gehen wir kaum noch aus. Gäbe es da nicht noch Oranje-Ken, den sehr gut aussehenden Amsterdamer Lebensgefährten meiner ältesten Freundin, und seine FOMO.
FOMO bezeichnet die Angst, etwas zu verpassen, als Abkürzung für Fear Of Missing Out. Mein Hund hat auch FOMO. Läutet es z.B. an der Tür, steht er schwanzwedelnd davor, während wir diskutieren, wer jetzt aufmachen geht oder ob wir so tun, als wären wir nicht zuhause. Oranje-Ken jedoch hat nicht nur FOMO, sondern er leidet 364 Tage unter der Wiener Feier(un)kultur.
Und das kann ich gut verstehen. In Amsterdam ist man stolz auf das dortige Nachtleben. In Wien schauen die Menschen auf die Uhr, wann es endlich spät genug ist, um die Polizei zu rufen und der Heiterkeit ein Ende zu setzen. Ausnahme Silvester! Dementsprechend groß ist zurzeit Oranje-Kens FOMO, eine geile Party zu verpassen. Seit Wochen also wälzen wir Facebook-Events und überlegen, wo es am lautesten, am stickigsten, und vollsten wird.
Mittlerweile spüre ich erste Anzeichen von FOBI, Fear Of Being In. Denn es hat einen Grund, warum wir alle kaum noch ausgehen, seit wir die 30 überschritten haben, und der heißt FOMN, Fear Of Missing Nothing. Sie wissen schon, wenn man am Tag nach der Party eine Pummerin im Kopf wähnt, in die Toilette hustet, und vier Tage braucht, um den Vor-Party-Zustand wiederherzustellen, aber zumindest weiß: Man hat nichts verpasst. In diesem Sinne: Rutschen Sie besser!

vea.kaiser@kurier.at

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