Erdumdrehung mit Tempolimit

Erdumdrehung  mit Tempolimit
Klaus Eckel darüber, dass sich die Erde auf einer Parkbank ausrasten sollte.

Unser Planet ist vieles, aber sicher keine ruhige Kugel. In Anbetracht der letzten Jahre könnte sich die Erde kurz einmal auf eine Parkbank setzen und durchschnaufen. Der abendliche Blick in den Himmel und auf andere Planeten sollte beweisen: Man kann’s auch gemütlicher angehen. Ganze Jahrtausende produzierten weniger Schlagzeilen als die letzten zwei Jahre. Ein weiterer Grund für die Erderwärmung ist vermutlich die permanente Erregungshitze.

Doch bevor wir die Welt in eine galaktische Burn-out-Klinik schieben und dort an eine Valium-Dauertropfinfusion anschließen, sei nochmals kurz umgedacht. In den letzten Tagen bin ich unglaublich dankbar, dass Österreich so eine starre und bürokratische Republik ist. Es zeigt, dass die Demokratie noch die Zügel in der Hand hält. Demokratie bedeutet das Verlangsamen von Prozessen. Bei uns kann kein implodierter Autokrat bestimmen: „Des bau ma, des schließ ma und Südtirol hol ma uns z’ruck!“. Wenn Karl Nehammer auf den Tisch hauen will, dann müssen es zumindest elf Tische sein. Seiner, der von Werner Kogler und die von den neun Landeshauptleuten. Hinzu kommen noch 427 Katzentische. Deswegen gibt es in Österreich Brückenbauprojekte, die von der Planung bis zur Umsetzung über 70 Jahre brauchten. Vom stellvertretenden Kirchenbeirat-Stellvertreter bis zum bedrohten Ziesel, alle dürfen mitreden. Gut so. Als Kind bewunderte ich Pyramiden. Mittlerweile sehe ich in ihnen einen geometrischen Haufen von 25 Millionen Tonnen schweren Kalksteinen für ein 9 Kilo schweres Skelett. Damit ist eine Pyramide ein Mahnmal der totalen Selbstüberschätzung. Im demokratischen Österreich hätten die Gewerkschaft, das Umweltamt und die Anrainer den Bau dieses sinnlosen Grabstätten-Porsche ganz sicher verhindert. Und wenn nicht die, dann zumindest eine Zieselfamilie.

Kommentare