Endlich wieder Schule!

Je mehr Schule mit Kindern macht, je mehr sie von Kindern will, desto mehr wollen die Kinder die Schule.
Niki Glattauer

Niki Glattauer

Wer in Österreich mit Kindern im Autismus-Spektrum zu tun hat, kommt an ihr nicht vorbei: der Psychologin Elvira Muchitsch, der Doyenne der heimischen Autistenhilfe. Da ich eine Schule leite, in der Kinder und Jugendliche mit Autismus zum Normalbild gehören, nutze ich – in kleiner, aber feiner Runde – regelmäßig die Gelegenheit, dieser klugen Frau zuzuhören. Bei unserem letzten Jour fixe sagte Elvira Muchitsch: „Ich muss in der Schule wirklich nicht alles lernen, aber eins muss ich lernen, nämlich dass ich gern hingeh.“ Nachsatz: „Wofür die Lehrer täglich kämpfen müssen.“ Wie wahr, weil, frag einmal die Kleinen nach den großen Ferien: Freust dich eh schon wieder? Du wirst feststellen, dass die Häufigkeit der Ja-Antworten umgekehrt proportional ist zu einer Schule, die nicht um ihre Schüler kämpft. Anders gesagt: Je mehr Schule mit Kindern macht, je mehr sie von Kindern will, desto mehr wollen die Kinder die Schule. Gute Schule – das ist das immer gleiche Drama, aber in täglicher, mühsamer Neuinszenierung. Da können Juli und August oft gar nicht mithalten.

– Und wie waren die Ferien?

– Gott sei Dank endlich aus.

– Wieso, Marko? Was habt ihr denn gemacht?

– Wie meinen Sie das: gemacht?

Womit ich zu den Großen komme und zu dem, was zu schreiben ich mir in den Ferien vorgenommen hatte, nämlich: Hört endlich damit auf, unsere 18-Jährigen mit der Matura zu quälen, schafft sie ab! Nein, nicht nur die zentrale, schafft sie als Ganzes ab. Die Matura ist ein Anachronismus. Hängt spätestens ab der 5. Klasse wie ein Damoklesschwert über allen Beteiligten und bringt nichts. Für die Uni brauchst du heute sowieso fast überall eine Aufnahmsprüfung. Dafür lernst du im Matura-Jahr umständehalber genau 0 dazu. Und wo doch, dort nicht selten das Falsche. Eine Kollegin erzählt mir, dass ihre Buben eine Parabel von Arthur Schnitzler zu deuten gehabt hatten. In einer HTL! „Warum nicht etwas, das zu unserer Ausbildung passt?“ Furkan, Türkisch-Mann, Elektrotechniker mit großem Talent, hat es letztlich trotzdem geschafft – mit einem geschenkten 4er bei der gefakten Kompensationsprüfung … niki.glattauer

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