Ein Stich

Ein Stich
Allgemeinbildung? Es gibt doch Google ...
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

In Zeiten, da das sinnerfassende Lesen aus der Mode kommt, ist auch das Sinnerfassen generell auf dem Rückzug. So begab sich, dass der britische Premier die Verschärfung der Corona-Maßnahmen mit dem Sprichwort „A stitch in time saves nine“ unterfütterte (wörtlich: ein Nadelstich rechtzeitig erspart neun weitere) – und bei Google schnellten augenblicklich die Suchanfragen von Briten nach dem Sinn dieses Sprichworts in die Höhe.

Ist auch schwierig: Stitch heißt ja nicht nur Stich sondern zum Beispiel auch Seitenstechen (eines erspart neun, hä?); es steht auch für Strickmuster (ein Pullover und keine neun weiteren mehr?) oder Masche (keinen stitch anhaben meint nackt sein). Aber Google sinnerfasste das angefragte Sprichwort prompt: „Ein Problem lösen, ehe es zu groß wird.“

Und das Problem, dass zunehmend auf Allgemeinbildung gepfiffen wird, weil’s ja das Internet gibt? Ist schon zu groß, um noch mit einem stitch gelöst zu werden.

andreas.schwarz@kurier.at

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