Dominic Thiem: Der Beste der Loser

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Thiem kommt dem Top-Trio immer näher. Dennoch wird über ihn hinter vorgehaltener Hand als "Loser" gelästert.
Günther Pavlovics

Günther Pavlovics

Ein US-amerikanischer Sportartikelhersteller steht für den Slogan "Second place is the first loser". Der Zweite ist der erste Verlierer – aus einer kapitalistischen Sicht der Sportökonomie heraus eine durchaus logische Ansage. Aber Sport ist nicht nur Ökonomie. Pierre de Coubertin, der Gründer der Olympischen Spiele der Neuzeit, sagte: "Teilnehmen ist wichtiger als Siegen." Vor mehr als 100 Jahren – weshalb dieser Slogan offenbar aus der Mode geraten ist. Sporthelden müssen Seriensieger sein. Ergebnisse einzuordnen und zu relativieren – etwas für Verlierer.

Dennoch ist es einen Versuch wert: Roger Federer 20, Rafael Nadal 19, Novak Djokovic 17 – die ersten drei der Tennis-Weltrangliste haben zusammen 56 Grand-Slam-Turniere gewonnen. Die US Open 2016 waren das letzte der vier Top-Turniere, das nicht von einem der drei gewonnen worden ist. In den folgenden 13 Endspielen kam es zu drei direkten Duellen aus diesem Trio. Dreimal hat Dominic Thiem daran teilgenommen – so oft wie kein anderer. Nur zweimal ging eines dieser zehn Finale über fünf Sätze – so wie gestern.

Thiem kommt dem Trio immer näher. Dennoch wird über den 26-Jährige hinter vorgehaltener Hand als "Loser" gelästert, als Verlierer. Um diese Kritiker loszuwerden, sollte er ein Finale gegen einen der drei Großen gewinnen. Und nicht erst Grand-Slam-Sieger werden, nachdem die Generation der 30er in Pension gegangen ist.

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