Die versuchte Entführung der Prinzesinn Anne

Retter Ronnie Russell: "Das Leben eines Mitglieds des Königshauses ist wichtiger als meines!“
Lisbeth  Bischoff

Lisbeth Bischoff

Es ist der Abend des 20. März 1974. Prinzessin Anne (70) und ihr damaliger Ehemann Mark Phillips (72) kehren in ihrem Rolls-Royce von einer Benefiz-Veranstaltung zum Buckingham Palast zurück, als ein anderes Auto sie zum Anhalten zwingt. Der Fahrer springt heraus und feuert sechs Schüsse auf das Paar.

"Ich dachte zuerst an einen Unfall, als ich dem Paar zu Hilfe eilte“, erinnert sich der zufällig vorbeifahrende Ronnie Russell (73). Anne blieb gefasst und sagte zum Angreifer, der drei Millionen Pfund Lösegeld verlangte: "Verdammt unwahrscheinlich!“

"Er stand da und starrte mich mit der Waffe in der Hand an“, so Russell. "Ich schlug auf ihn ein. Er lag flach auf dem Boden.“

Ronnie Russell war damals 26 Jahre alt und Schwergewichtsboxer. Prinzessin Anne und ihr Mann bleiben unverletzt. Der 26-jährige Täter Ian Ball wird zu lebenslanger Haft verurteilt und in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen. Retter Ronnie Russell wird großzügig belohnt: Die Queen übernimmt den Kredit, der auf seinem Haus lastet. "Das fand ich wunderbar. Denn ich steckte in Geldnöten und war gerade dabei, das Haus zu verkaufen.“

Zudem bekommt er auch die George-Medaille verliehen, die er im März 2020 bei "Dix Noonan Webb“ in London aufgrund neuerlicher Geldprobleme versteigern muss. Der Erlös: 50.000 Pfund (ca. 57.000 Euro). "Solch eine hohe Summe habe ich nicht erwartet. Ich wollte die Medaille ja niemals verkaufen. Ich wünsche mir, dass mich der Käufer zu sich einlädt, damit ich ihm erzählen kann, was in jener Nacht passiert ist.“

Übrigens: So ein Kraftprotz rettete auch Kaiser Franz Joseph am 18. Februar 1853 vor dem Messerattentäter János Libényi: der 53-jährige Fleischermeister aus Wien-Favoriten, Josef Ettenreich, prügelt gar arg auf den 21-jährigen Libényi ein, dass der leicht verletzte Kaiser den Retter anflehen muss: "Lassen sie ihn doch leben. Wir wollen ja wissen, wer ihn geschickt hat!“

Kommentare