Die Koster-Bühne
Sie kennen den sicher auch: den Gast am Nachbartisch, der das Degustier-Schluckerl aus der frisch geöffneten Flasche Wein im Mund rollt, dazu die Augen auch, die Nase bläht, seine Frau oder eine ganze Tischgesellschaft in Geiselhaft seiner Kennerschaft hält, um dann mit herablassender Großmut dem Kellner ein „ist gut“ hinzuwerfen. Kleine, mittlere und große Männer – es sind immer nur Männer! – degustieren sich durch die Weinwelt, als wären sie Winzer in dritter Generation. Es muss immer eine Bühne sein, auf der der Tropfen bedeutungsschwer nach Kork und sonst was abgetestet wird, frei nach dem Motto: „Jeder Prolo, erkennt an Barolo.“ Selbst im Flieger gab jüngst ein Passagier den Hobby-Önologen (buchstabieren musste er Önologie ja nicht).
Wer gute Tropfen schätzt, soll kosten. Diskret. Still. Dort, wo das Gehabe nach Beifall heischt, fördert es beim Zuseher eher den Gedanken: Ob der beim Blindtest ein Cola von Buttermilch unterscheiden könnte? andreas.schwarz@kurier.at
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