Die Koster-Bühne

Die Koster-Bühne
Wenn Männer degustieren, als wären sie Winzer in dritter Generation
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Sie kennen  den  sicher  auch: den Gast am Nachbartisch, der das Degustier-Schluckerl aus der frisch geöffneten Flasche Wein im Mund rollt, dazu die Augen auch, die Nase bläht, seine Frau oder eine ganze Tischgesellschaft in Geiselhaft seiner Kennerschaft hält, um dann mit herablassender Großmut dem Kellner ein „ist gut“ hinzuwerfen. Kleine, mittlere und große Männer –  es sind immer nur Männer! – degustieren sich durch die    Weinwelt, als wären sie Winzer in dritter Generation. Es  muss immer eine Bühne sein, auf der der Tropfen bedeutungsschwer nach Kork und sonst was  abgetestet wird, frei nach dem Motto: „Jeder   Prolo, erkennt an Barolo.“ Selbst im  Flieger  gab jüngst ein Passagier den Hobby-Önologen  (buchstabieren musste er Önologie ja nicht).
Wer gute Tropfen schätzt, soll kosten. Diskret. Still.   Dort,  wo das Gehabe nach Beifall heischt,  fördert es beim Zuseher eher den Gedanken:  Ob der beim Blindtest  ein Cola  von Buttermilch unterscheiden könnte?  andreas.schwarz@kurier.at

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