Die Königin hat Späher geschickt, die meine Küche inspizieren
Ungebetene Gäste sind das Letzte. Zumindest, wenn sie sechs Beine haben und ihre ganze Verwandtschaft mitbringen.
Nicht, dass ich prinzipiell etwas gegen sie hätte. Also, jetzt in freier Natur. Ich kann im Urlaub stundenlang auf einem Stein sitzen und Blattschneideameisen bei der Arbeit zuschauen.
Ich bin aber nicht auf Urlaub und sitze nicht im Wald. Sondern in meiner Küche und sie sind da. Die Späher. Ich weiß, dass sie im Auftrag ihrer Königin auskundschaften, wo es einen Vorratsspeicher für das ganze Volk gibt. Der Verdacht liegt nahe, dass diese Ameisen gerade planen, mir meine Essensvorräte davonzutragen. Ich erkläre ihnen, dass das so nicht geht. Gebe ihnen zehn Minuten Zeit, die Wohnung auf demselben Weg zu verlassen, wie sie sie betreten haben. Sie nehmen das Angebot nicht an.
Also werfe ich sie hochkant raus. Mit Besen und Kehrschaufel. Ich finde, ich habe das Recht dazu.
Tags darauf komme ich am Abend nach Hause und stelle fest: Sie sind wieder da. Sie haben sogar Verstärkung geholt.
So nicht! Nicht mit mir! Dr. Google sagt, ich soll die Eindringlinge mit Seifenwasser, ätherischen Ölen und Lavendel bekämpfen. Tu ich. Nachdem ich die Bande erneut aus der Wohnung geworfen habe, schaut meine Küche aus wie ein Lavendelfeld in der Provence. Eh hübsch. Ich bin zufrieden.
Bis zum nächsten Tag. Als ich von der Arbeit komme, ist die ganze Ameisenkolonie bei mir eingezogen. Jetzt zuck ich aus. Rufe hysterisch den Kammerjäger an.
Er eilt. Fackelt nicht lang herum. Packt die Giftkeule aus. Erklärt, dass die Ameisen durch das Gift hatschen werden, selbiges an ihren Beinen kleben bleibt und so in den Bau getragen wird. Das ganze Volk wird ausgelöscht. Mission erfüllt.
Ich habe ein schlechtes Gewissen, warne die Ameisen ein letztes Mal. Vergebens.
Am Abend eine Doku über einen Szenekoch. Er lobpreist „Bergzitronen“ und hält dabei eine Ameise in die Kamera. Er steckt sich das Tier in den Mund, kaut. „Tolle Säure“, sagt er.
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