Die Geschichte eines neuen Namens

Diesmal ganz persönlich. Von Bären, Mardern und meinem Vater.

Von Barbara Beer

Der zweite Teil der Neapel-Serie von Elena Ferrante heißt „Die Geschichte eines neuen Namens.“ Ein wunderbares Buch, wir haben es, wie so gut wie alles von Elena Ferrante, verschlungen.
Apropos Name: Ferrante ist ein Pseudonym, kein Mensch weiß, wer sie wirklich ist.
Das – und noch ein, zwei insignifikante Details  – unterscheiden die Schriftstellerin Ferrante vom Autorenkollektiv der Wiener Ansichten.  
Dass das Redaktionskomitee der Wiener Ansichten bisher mehrheitlich aus der Autorin Barbara Mader bestand, ist für die wenigsten von Ihnen ein Geheimnis. Nun hat es eine Änderung gegeben. Barbara Mader heißt jetzt Barbara Beer. (An dieser Stelle: Danke an die unkomplizierten Mitarbeiterinnen im  Standesamt Landstraße).
Beer ist der Name des Mannes, mit dem ich seit 15 Jahren verheiratet bin. Warum ich mich erst jetzt entschlossen habe, die Geschichte meines neuen Namens zu beginnen?
49 1/2 Jahre war ich „die Mader“. Ich hieß wie mein Vater, der Journalist Karl Mader. Wer ihn kannte: Er war recht, äh, dominant. Zutiefst beleidigt war er damals bei meiner Hochzeit, als ich ihm eröffnete, dass ich den Namen meines Mannes annehmen wollte. Ich habe, wie allzu oft, klein beigegeben.
Mein Vater lebt nicht mehr, niemand um mich herum heißt noch Mader. Warum soll ich noch so heißen?
Ein Name ist ein Stück Identität. Meiner war auch eine Bürde. Die Mader abzulegen, ist mir trotzdem nicht nur leicht gefallen. Ein Neuanfang ist auch ein Abschied.
Feines Detail: Wenn ich künftig bei der Nussdorfer Straße am Fleischhauer Mader vorbeifahre, wird es mich nicht mehr unangenehm berühren, den Namenszug über der wurstgeschmückten Auslage zu sehen.   
Was bleibt: Ich werde auch künftig, wenn ich meinen Namen sage, erklären müssen, ob ich „so wie das Tier“ heiße. Ich sage es hier zum letzten Mal: Das Nagetier schreibt sich mit zwei R. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Ich muss  Unterschrift üben.  

 

 

 

 

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