Des Adels Laster
Im 18. Jahrhundert wollen die Bürger eine klare Abgrenzung zu den Adeligen. Tugendhaft sind die Bürger, lasterhaft hingegen, die Adeligen.
Und dieser Unterschied zeigt sich bereits beim Frühstücksgetränk. Der Adel trinkt noch im Bett Kakao oder Schokolade, um sich dann wollüstig im Bett zu räkeln. Dereinst hält sich hartnäckig der Glaube, Schokolade habe eine erotisierende Wirkung.
Die Bürger hingegen trinken schwarzen Kaffee, damit sie wach sind und ihrem Tagewerk nachgehen können. Just am 6. Dezember, dem offiziellen Nikolaustag, wird an diesem Tag im Jahr 1781 in Wien eine eigene Gewichtseinheit für Schokolade eingeführt.
28 Lot entsprechen 490 Gramm und symbolisieren damit den Beginn des regulierten Schokoladenverkaufs. Manche Adelige erkennen schon früh, dass sich mit "verkhauffter Chiocollatte" auch gute Geschäfte machen lässt.
Am kaiserlichen Hof ist das Luxusgut beliebt. Kaiser Karl VI. bringt 1711 seinen spanischen Hofstaat mit nach Wien, der Kakao bereits regelmäßig genießt. In der Mitte des 18. Jahrhunderts gibt der kaiserliche Hof für Kakao ungefähr so viel aus wie für Bier.
Maria Theresia trinkt jeden Morgen gleich mehrere Kannen heiße Schokolade. Auch Queen Elizabeth II. ist ein Naschkätzchen mit einer großen Liebe zu Schokoladenkuchen.
Sohnemann Charles mag keine Schokolade. Der beißt bei offiziellen Terminen – nur wenn es gar nicht anders geht – für die Kameras der Fotografen in die süße Schokolade.
Schokolade dominiert die herrlichen Nachspeisen, die bei Staatsbesuchen in Wien Politiker und Adelige gleichermaßen beeindrucken. Ich erinnere mich da an die üppig mit Schokolade überzogene "Schmankerlcremebombe", die einem Adeligen aus fernen Landen beim abendlichen Staatsbankett in der Hofburg serviert wird.
Und noch heute sehe ich sein Gesicht, wie er diesem "Schokoladen-Monster" misstraut, es anstarrt und schlussendlich bleiben lässt.
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