Der Zustand einer Gesellschaft …

Der Zustand einer Gesellschaft …
Joesi Prokopetz fällt auf was die Seuche der Sprache antut.

Sprache, das weiß man, ist etwas Lebendiges. Und letztlich Wehrloses.

Was auffällt, sind zurzeit die diversen Neologismen, die uns die Seuche beschert. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit: „Vakzin(e)“, damit zusammenhängend und hochinteressant „Erst- und Zweitstich“, „Mutante“, „Impfplan“ (haha…), „frei, freier, am freitesten“ und so fort.

Überproportionales Verwenden von Formulierungen wie „… hat uns (oder sonst wen- oder was) fest im Griff…“, „Notzulassung“, Nasendodeln“ (© G. Tartarotti), ergänzend für FFP2: „Kinnwappler“, und „Impfrebell“ – kann ein „Impfverweigerer“ sein, ein „Drängler“ oder jemand der Astra Zeneca misstraut.

Besonders aber fällt auf, was die Seuche der Semantik antut. Zum Beispiel, wie die Vokabel „Körperverletzung“ verwendet wird (sei es beim Erst- oder Zweitstich). Unantastbare Begriffe werden diskreditiert, beginnen zu kippen und fallen einer (unzulässigen) Missdeutung anheim: „Freiheit“, „Bürgerrechte“ und auf der Maske so manchen Nasendodels liest man „Diktatur“. Ganz besonders aber scheint mir, wird ein Wort, das bislang – besonders in der Romantik und im Biedermeier – eine hochpositive, erhebende, ja poetische Qualität hatte, zur Verbal-Mutante.

Nämlich: „Spaziergang“. In der herrschenden Sprachverwirrung und in perfider Verniedlichung bekommt „Spaziergang“ einerseits etwas von geräuschvoller Meinungsäußerung, andererseits aggressiver Verbreitung von – sagen wir einmal – „kühnen“ Hypothesen und abstrusen Parolen auf hässlichen Transparenten.

In Tateinheit wird im Zuge dieser Aufmärsche… pardon… Spaziergänge, die demokratische Errungenschaft „Meinungsfreiheit“ besudelt. Der Zustand einer Gesellschaft… bildet sich in der Sprache ab.

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