Der Weg nach oben

Joesi Prokopetz
Karrierewillig? Joesi Prokopetz über Erfolg.

Es gibt unzählige Bücher, die uns systematisch Ratschläge, Lektionen, im schlimmen Fall Gebote, im weniger schlimmen, Empfehlungen andienen, wie man es im Leben zu etwas bringt. Sie gefallen sich oft als wissenschaftliche Erfolgsrezepte ohne, auch nicht nach der penibelsten Lektüre, Erfolge zu zeitigen. Sie oktroyieren ein Leben auf der Überholspur unter Einsatz einer versteckten Ellbogentechnik und errichten Lehrgebäude, die in den Himmel ragen.

Der oder die Karrierewillige wird angehalten, vor Arbeitsbeginn positive Mantras vor sich herzusagen und grundsätzlich jeden negativen Gedanken zu vermeiden. Diese „Sachbücher“ gehen von der kühnen Hypothese aus, dass in allen Lesern, Chef oder zumindest Vorgesetzter zu sein, bereits angelegt ist und es nur der jeweiligen – teils hanebüchenen – Techniken bedarf, um den Boss in dir zu wecken.

Da findet man Buchtitel wie: „High Performance – die geheimen Strategien für den Weg an die Spitze“

„Das Pinguin-Prinzip – Wie Veränderung zum Erfolg führt“

Speziell für Frauen: „Bullshit, an den nur Frauen glauben – Weck die Chefin in dir“

Es darf vermutet werden, dass sich diese Titel überwiegend verzagte, frustrierte und unter zu wenig Sozialprestige leidende Menschen zulegen und reinziehen. Es wäre jetzt interessant zu recherchieren, wie und vor allem ob, die Anweisungen in diesen einschlägigen Druckwerken, dem/der Leser/in geholfen haben, am Gipfel anzukommen und dort auch zu bleiben. Denn wir wissen: Am Gipfel ist wenig Platz.

Ich wünschte mir, dass es im Buchhandel ein prominent platziertes Werk gäbe, das den Titel „Der Weg nach oben“ trägt und nicht mehr oder weniger ist als eine Gebrauchsanleitung zur Benutzung von Seilbahnen.

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