Den Valtentinstag brauch' ich so dringend wie das Coronavirus
Es gibt Dinge, die ich in meiner Erbmasse schmerzlich vermisse. Den Sinn für Romantik zum Beispiel.
Den Valentinstag brauche ich so dringend wie das aktuell so gehypte Coronavirus.
Die Faszination von Käseplatten, die Supermärkte plötzlich in herzförmigen Plastikschalen anpreisen, erschließt sich mir nicht.
Ich will auch nicht in ein Romantikhotel verschleppt werden, in dem Hotelhandtücher zu Schwänen aufdrapiert am Bett lauern, von roten Rosenblättern umgeben.
Ich habe ein gestörtes Verhältnis zu Rosen.
Dass ich mich an ihren Dornen prinzipiell steche, finde ich nur fair. Wäre ich eine langstielige Rose, würde ich mit meinen Dornen auch jeden stechen, der meinen völlig aussichtslosen Überlebenskampf unnötig in die Länge zieht. Indem er die Stiele einschneidet, Zucker oder Fanta ins Wasser mischt und mir dann freudig zuschaut, wie ich langsam den Kopf hängen lasse.
Sehr romantisch.
Der größte Rosenlieferant der Welt ist übrigens Kenia. Allein in Frankfurt landen jährlich 20 Millionen Stück Rosen aus den 6.000 Kilometer entfernten, afrikanischen Gewächshäusern.
Klingt, als hätte eine Rose einen ärgeren CO2-Fußabdruck als ein Städtetrip. Ist aber halb so schlimm, sagen Studienautoren. Rosen aus Holland sollen noch schlimmer sein, weil sie aus beheizten Gewächshäusern kommen.
Neben Blumen und romantischen Essen stehen Pralinen am Valentinstag hoch im Kurs. Hat meine Freundin von ihrem Beziehungslegastheniker bekommen. Sind die Lieblingspralinen der Schwiegermutter, die es grad in der 1+1-Gratis-Aktion gibt. Glaub, das war jetzt endgültig sein Ticket in die Wüste Gobi.
Ich weiß nicht, ob der Valentinstag mehr Romantik oder mehr Streit in die Welt bringt.
Für mich ist einfach Freitag. Und im Kalender steht nix von einem Candle-Light-Dinner. Sondern nur, dass der Gelbe Sack abgeholt wird.
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