Das Wort „herrlich“

Das Wort „herrlich“
Paul Pizzera über sprachbezogenen Sexismus.

„herrlich“ ist synonym zu setzen mit grandios, ausgezeichnet oder hervorragend. Ein auf den ersten Blick wahrhaft herrliches Wort sozusagen. Ist man jedoch gewillt, einen prüfenden Zweiten zu werfen, stellt man schnell fest, dass sein weibliches Pendant „dämlich“ mit begriffsstutzig, dumm oder hölzern assoziiert wird. Finden Sie das in Ordnung? Mit Nichten und Neffen, wie ich meine! Selbst wenn, laut Wiktionary, die etymologische Wiege aus dem „dämlich“ einst entsprungen ist, auf das niederdeutsche Verb „dämelen“ – was so viel wie „nicht ganz bei Sinnen“ bedeutet – zurückzuführen sein mag, ist der sprachbezogen Sexismus, dem diese Gegenüberstellung zweier Adjektive immanent ist, so frappierend grauslig, dass es wehtut! Herr ist gleich super, Dame gleich deppat. So was hat in unserer Gesellschaft einfach nichts verloren. Wir wissen wie eminent wichtig die Sprache für unser Leben ist und dass sie selbiges stark beeinflussen kann, im positiven wie im negativen Sinne. Ja, vielleicht ist „dämlich“ lediglich ein Mosaiksteinchen, das manchen gar nicht aufgefallen wäre, aber das unterstreicht ja geradezu nur die Subversivität, mit der die Misogynie in unserer Sprache Einzug gehalten hat und noch weit davon entfernt ist, wieder hochkant rauszufliegen.

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich werde nie nach der Salzstreuerin fragen oder die Wasserhenne abdrehen. Ferner pflücke ich auch keinen Löwinnenzahn oder hantiere mit dem Füchsinnenschwanz. Letzteres auch weil a.) Blumen ungepflückt mehr Freude bereiten und ich b.) technisch ein kaum zu unterbietendes Maß an Begabung besitze. ABER(!) das ist etwas völlig anderes. Ich hoffe, dass wir unserer Sprache mehr Achtsamkeit schenken und gewillt sind, sie sukzessive zu verbessern. Denn nur so verbessern wir auch unser aller Leben. Darum: Wer nämlich mit h schreibt, ist dämlich – und wer dämlich normal schreibt, so ähnlich.

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