Stadtgeflüster: Das S in Sommer

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Sechs Gründe über das Beste am Sommer.
Anna-Maria Bauer

Anna-Maria Bauer

Das Beste am Sommer sind die Nächte. Die lauen, leichten Sommernächte, in denen die Welt ein Stückchen näher wirkt.

Und das führt dazu, dass...

... man viel zu oft viel zu lange draußen bleibt – und trotzdem am nächsten Morgen ausreichend fit ist, weil man aufgrund der vielen Sonnenstunden weniger Schlaf braucht.

... man nach dem dritten Spritzer doch noch einen Lokalwechsel vornimmt, weil man keine Jacke anziehen muss, und spazieren nach der Hitze des Tages jetzt wieder Spaß macht.

... man mit fremden Menschen so unkompliziert ins Gespräch kommt wie sonst eigentlich nur im Urlaub.

... man am Ende des Abends noch kurzärmelig mit der Vespa durch die mittlerweile menschenleeren Gassen braust; den Wind im Gesicht und immer wieder den herrlichen Duft der Bäume und Wiesen in der Nase.

... die prachtvollen Gebäude und Plätze irgendwie vertrauter wirken, man beim Vorbeibrausen an der herrlich beleuchteten Strudlhofstiege immer ein bisschen ergriffen ist und sich vornimmt, doch endlich diesen Klassiker der österreichischen Weltliteratur zu lesen.

... man immer noch nicht in die stickigen vier Wände möchte und beschließt, einen Abstecher zu machen: Hinauf zum Cobenzl, wo einem die schlafende Stadt zu Füßen liegt. Oder hinüber zur Donau, um im Mondschein schwimmen zu gehen.

Weil: warum eigentlich nicht?

Und so ist wohl das Allerbeste an dieser Zeit, dass sie einen dazu bringt, sich wieder etwas mehr treiben zu lassen. Dass sie einen dabei unterstützt, zu schauen, was der Abend so bringt, weil der Tag zu heiß war, um Dinge zu planen.

Und ja, manchmal ergibt sich dadurch auch tagelang nichts. (Aber ganz ehrlich: Das ist manchmal auch ziemlich herrlich.)

Aber dann, wenn man gar nicht damit rechnet, kommen Abende, die einen an solch fremde Orte und zu solch unerwarteten Begegnungen treiben, dass sich das Warten gelohnt hat.

Das S in Sommer kann also wohl nur für Spontaneität stehen.

 

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