Danke, Wanda!

Auf den Punkt gebracht: Wenn Stars heute auf großen Bühnen stehen, dann sehen sie vor sich ein Meer aus Mobiltelefonen.
Johannes Weichhart

Johannes Weichhart

Ich bin kein großer Konzertgeher, die Besuche lassen sich an einer Hand abzählen. 1995 wurde ich in einen Auftritt der Rolling Stones in Zeltweg hineintheatert, „weil die nach dieser Tournee sicher nie wieder spielen werden“, wie mir ein angeblicher Kenner der Band damals glaubhaft versicherte. Mick Jagger und Co. musizieren noch immer, sogar besser denn je, hört man.

Die großartigen Herrschaften von Attwenger habe ich mir einmal in der Bühne im Hof in St. Pölten gegeben, auch schon ziemlich lange her. In Erinnerung ist mir ein Fan geblieben, der von der Bühne ins Publikum köpfelte, mangels Besuchern aber ins Leere sprang. Kann aber auch sein, dass er sich aufgrund seines jenseitigen Zustandes einfach nur verflogen hat. So genau weiß ich das nicht mehr.

Bei Robbie Williams in der Stadthalle war ich auch schon. Der hat die ihm zugeworfenen Büstenhalter seiner Unterhose zugeführt, mit der Hand drauf gerieben und den Damen wieder grinsend zurückgegeben. Gesungen hat er auch und nicht so schlecht.

Was es damals jedenfalls noch nicht gab, ist der Handy-Wahnsinn bei den Shows. Wenn Stars heute auf großen Bühnen stehen, dann sehen sie vor sich ein Meer aus Mobiltelefonen. „Das ist aber nicht der Wunsch der Künstler“, sagte Event-Manager Peter Lindner der Tiroler Tageszeitung. „Man merkt das immer mehr, weil es immer mehr machen. Das wirkt sich auf die Stimmung aus, man hat das Gefühl, Menschen genießen das Gefilmte weniger, oder erst im Nachhinein“, so Lindner.

Ist eine schöne Erinnerung tatsächlich weniger wert, als wackelige Videos, von denen man Augenkrebs bekommt? Es gibt schon einige Bands, die während ihrer Konzerte ein Handy-Verbot aussprechen. Die Smartphones werden freilich nicht beim Eingang abgenommen, sondern müssen in eine Spezial-Tasche gesteckt werden.

Es geht natürlich auch radikaler. „Packt’s die Scheiß-Handys weg, oida“, schrie Marco Wanda von der gleichnamigen Band dem Publikum in der Wiener Stadthalle zu. Da kann man nur applaudieren.

eMail:johannes.weichhart@kurier.at

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