Respektlos, rotzfrech, desinteressiert? Ganz im Gegenteil!

Ich durfte kürzlich einen Journalismus-Workshop in einem Linzer Gymnasium gestalten. Eine 3. Klasse voller 12- bis 14-Jähriger. Ich gestehe: Vorab haben mir ein bisschen die Knie geschlottert bei so viel geballter Pubertät.

Was hört man nicht für Schauergeschichten über Teenager dieser Tage: Sie hätten die Aufmerksamkeitsspanne einer Eintagsfliege, zeigten Desinteresse an eh allem, seien rotzfrech und respektlos, außerdem mehr am Mobiltelefon als an echten Verbindungen interessiert.

Kein Handy in der Hand

Ich habe vier Stunden lang ganz anderes erlebt: Wir haben über journalistische Textsorten, Bildgestaltung, Überschriften und Fake News diskutiert, haben praktische Übungen gemacht. So viele waren durchgehend aufmerksam dabei, haben sich mit Ideen und Vorschlägen zu Wort gemeldet, Fragen gestellt und mitgemacht. Niemand hat gestört, niemand hatte ein Handy in der Hand (außer für eine Übung, bei der es erlaubt war).

Mein Highlight: das freie Schreiben. Das geht so: Es gibt einen Schreibimpuls, danach wird zehn Minuten mit der Hand geschrieben, ohne Pause. Für die Schülerinnen und Schüler lautete der Schreibimpuls: „Lieber Herr Bundespräsident, ich finde es eine Frechheit, dass ...“. Es war überwältigend, welche Themen da aufgeworfen wurden.

Politisch & kritisch

Die eine beschäftigte sich mit der Vielzahl an Erwartungen, denen Mädchen und junge Frauen heutzutage gerecht werden sollen, die andere prangerte die Arm-Reich-Schere in der westlichen Welt an, die nächste machte auf die Unterbezahlung in sozialen Berufen aufmerksam. Das waren politische, kritische, durchdachte Statements.

Junge Menschen haben sehr viel zu sagen. Was wir tun können? Sie fragen, sie zu Wort kommen lassen, ihnen zuhören.