Chaos de Luxe: Wenn Frauen zu sehr lieben

Was man 2019 vermeiden muss
Polly Adler

Polly Adler

Polly Adler über das Vorsatz-Inferno

Es gibt Dinge, die muss man sich für 2019 unter Androhung von rhythmischen Federboa-Schlägen verbieten. Ganz oben auf dieser Besser-tot-als ... -Liste rangiert das Mirror-Selfie. Mit Duckface-Verschärfung. Die narzisstische Todeszone schlechthin. Vielleicht noch eine Glättungs-App mit einem Titel wie „Wrinkle-Shooter“ über das Foto rennen lassen. Böse, böse, böse! Das Strafausmaß: Absolvierung eines Grillführerscheins in einem überambitionierten Aspiranten-Lehrgang. Das führt uns gleich zum nächsten Punkt: Entsorgung des Grillers zugunsten armer Schrebergärtner in der ersten Welt. Man kann doch Fleischstücke viel unkomplizierter langsam austrocknen lassen als mit so einem Gerät. Keine Bücher auf Amazon bestellen. Nicht nur, um die herrlichen, kleinen Buchhandlungen in der Nachbarschaft am Florieren zu halten, auch um folgende Demütigungen zu vermeiden: „Kunden, die dieses Buch bestellten, kauften auch: Wenn Frauen zu sehr lieben, Kluge Frauen – idiotische Entscheidungen, Vegane Chutneys für jede Saison und Nur Mut, liebe Ruth – ein Tatsachenroman. Strafausmaß: Man muss diese Vorschläge tatsächlich lesen. Auch möchte man nicht bei der bedeutungsschweren Artikulation von Plattitüden wie „Da stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis noch“, „Da könnte ja ein jeder kommen“ oder „Angst essen Seele auf“ ertappt werden. Bitte auch den Zusatz „gefühlte“ großräumig vermeiden. Aber auch die in die Luft gemalten „Gänsefüßchen“. Dafür sollte man als Sanktion in klomuschelweißen Riesen-Sneakern durch die Innenstadt paradieren müssen. Das Unwort des Jahres 2019 steht übrigens für mich bereits jetzt fest. Es ist „Gammelsperma“. Gefunden in der U-Bahn. Angesichts einer Meldung in einer Gratis-Zeitung von der späten Vaterschaft eines Musikers meckerte eine junge Mitbürgerin mit reichlich Metall in Ringform an der Nase ihrer Freundin zu: „Voll grindig, dass die noch überall ihr Gammelsperma reintun müssen.“ Das Bild ließ mich lange nicht los. Danke auch dafür!

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polly.adler@kurier.at

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