Chaos de Luxe: Unfriendly reminder
Wenn ich eine Elektropost mit der Kennzeichnung „friendly reminder“ in meinem Mailfach sehe, entwickle ich schon eine Art vorauseilender Aggressivität. Denn der Subtext des Adjektivs „friendly“ hat de facto eigentlich die gegenteilige Wirkung: er wirkt extrem bedrohlich. Marke: Wenn Sie nicht zu unserer lieben Weinverkostung zugunsten von Borkenkäfern traumatisierter Wildbienen kommen, werden Sie noch schön schauen, die Karma-Polizei schläft nämlich nicht. Tatsächlich gibt es öfter Situationen im Leben, in denen Leute das exakte Gegenteil von dem meinen, was sie sagen. Zum Beispiel der Klassiker: „Telefonieren wir nächste Woche!?“, der oft im Vorbeigehen zwischen zwei Bekannten hin- und herflattert, die sich zum wiederholten Mal auf dem gesellschaftlichen Parkett per Zufall begegnet sind. Die Wahrheit hinter der Floskel-Folklore ist: Beide sind heilfroh, dass das Bächlein der sozialen Interaktion schon vor Jahren eingefroren ist. Beide wissen bombensicher, dass sie nie auch nur zum Handy greifen werden, um diesen Anruf zu tätigen. Dann gibt es noch diese Art von Typen, die nie Gegeneinladungen machen, aber sich dennoch nach jeder frugalen Ausspeisung mit den Worten „Jetzt müsst ihr einmal zu uns kommen!“ verabschieden. Und wenn Sie, meine Damen, von einem Mann „nur so zu einem Mittagessen“ (Steigerungsstufe: „ein schneller Kaffee“) eingeladen werden, dann wissen Sie, dass Sie im erotischen Radarsystem dieses Typen nicht aufscheinen oder, fast genauso schlimm, der Mann einfach nichts, aber auch gar nichts von Frauen versteht. So oder so ist eine solche Begegnung wie so viele Dinge „die pure Attacke auf die Lebenszeit“, wie meine Freundin F, eine erfrischende Wahrheitsfanatikern, allem Unnötigen inzwischen Parole bietet. „Ich habe keine Zeit mehr für Umwege“, sagt sie, „nur mehr für Abkürzungen.“
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Polly Adlers „Nymphen in Not“ mit Beimpold, Happel & Morzé am 13., 20. & 27. 10 im Rabenhoftheater
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