Polly Adlers "Chaos de luxe": Die Scherz-Therapie
Wenn Männer Ikea-Möbel ähneln.
So. Winter-Vibes. Schmoreintöpfe an leichter Depro, Punschkrapfen-Libido. Das Kind hat gerade einen nicht ganz freiwilligen Break-up hinter sich und therapiert sich mit Insta-Postings. Unsereins hat sich bei Liebeskummer die Haare noch büschelweise ausgerissen, zu Dylan laut geweint, wie mitgesungen und eine Sojapulverdiät begonnen, nach dem Motto "Der wird noch schön schauen."
Mit solchem Kinderkram halten sich unsere lieben Millennials nicht mehr auf. In einem Reel vergleicht sie Männer mit Ikea-Möbeln. Das funktioniert in etwa so: Ein Hocker namens Oltrup, erhältlich in diversen Schlammtönen, entspricht einem Typen ohne Bettrahmen, der drei Mal täglich mit seiner Mutti telefoniert und später, also nicht gleich, "irgendwas Kreatives" machen möchte, wobei er sich da noch nicht so festlegen möchte.
Voll der Berlin-Typ eben. Die Bettbank Sören, unbehandelt, personifiziert einen Knaben, der um sieben Uhr aufsteht, tibetanische Gymnastik macht, nach einem Apfelessig-Cocktail mit dem Lastenrad in ein Windenergie Start-up radelt und gerne Sommers mit einem alten VW-Bus campen geht. Die Variante "Steakhouse-Besitzer auf Ibiza" gibt es nicht als Ikea-Möbelpendant, da muss man bei Westwing einchecken und auf Missoni-Mobiliar warten.
Die Idee an sich muss ich dem Fortpflanz zugestehen, ist astreines Comedy-Material, fast beneidenswert, aber man muss dabei auch den Abschreckungsgrad für zukünftige Exemplare eventuell in Erwägung ziehen. "Ist das dein Ernst, Mutter?", schreit das Kind, "du hast mir doch beigebracht, dass man den Schmerz nur durch Selbstironie in die Knie zwingt."
Das hat sie sehr schön gesagt, ist allerdings auch der steinigste aller Wege.
Lesung von Polly Adler
3. November 18 Uhr 30 bei Morawa Mariahilferstraße: Polly Adler liest aus ihrem neuen Krimi "Pardon, aber da schwimmt eine Leiche in der Schokolade", Eintritt frei.
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