Chaos de Luxe: Resonanzboden, Baby!
Ihr Ehemann ist mit dem Kindermädchen abgehaut, ich meine, hat man Töne!“ Geblähte Nüstern, den Arm nassforsch in der Taille platziert, die volle Empörungsfolklore. Schließlich sind wir in Spanien. Es ist Markttag im pittoresken Pollença und der Gossip unserer Nachbarinnen scheint so heiß wie frisch. Die Aperol-Kumpanin am Nebentisch bleibt dennoch unterkühlt pragmatisch: „Und wer passt jetzt auf die Bälger auf? Die sind doch noch weit vom aufrechten Gang!“ – „Carla, wirklich, das ist doch völlig egal ... ich meine, die Ninera war gerade einmal 24 ...“ – „Ich sage ja immer, man sollte das Personal ausschließlich aus Pensionistenheimen rekrutieren. Mit Haaren auf den Zähnen und Triefaugen ...“ Sie unterstrich das größtmögliche Ausmaß an Hässlichkeit pantomimisch. Nüstern-Juanita driftet jetzt ins küchenpsychologische Genre: „Vielleicht will dieser Schuft ja sein inneres Kind entdecken und braucht dabei Vollzeit-Betreuung. Arme, arme Lucia!“ Sie räkelt sich wohlig. Gibt es etwas Schöneres, als das Beichten anderer Leute Sünden? Was für eine kluge Investition, dem Fortpflanz Spanischkurse bezahlt zu haben, denn ich kriege das Dramolett vom Nebentisch im „Café Espagnol“ eins zu eins übersetzt. Dieses Nannygate ist ja durchaus kein Einzelfall: Jude Law, Arnie, Robin Williams, der kürzlich verstorbene VW-Boss, Ben Affleck undundund. Wahrscheinlich haben solche Kindermädchen neben Sinn für Infantilitäten aller Art auch mehr „Resonanzboden“ zu bieten, wie der Alpinist Reinhold Messner kürzlich seine „ein paar Jahrzehnte“ jüngere Gefährtin bezeichnete. Jobdescription Resonanzboden, Baby! Was wahrscheinlich gleichbedeutend ist mit „Was! So ein hoher Berg! Und du bist da wirklich ganz allein raufgegangen?! Wahnsinn! Toll! Du gleißende Sonne der Dolomiten!“
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