Chaos de Luxe: Ran an die Witwer!
Polly Adler über ein neues
Beziehungskonzept in reifen Jahren
K hat sich jetzt in ihrem Traumgenre verankert: dem Witwer. Schon seit Monaten betete sie mir mantramäßig runter, warum diese Gattung an Pflegeleichtigkeit kaum zu überbieten ist: Er, der Witwer sei nicht traumatisiert von einer Scheidungskriegerin, er wurde so verlassen, dass er es nicht persönlich nehmen muss. Gleichzeitig ist er finanziell nicht ausgeblutet, keine Unterhaltszahlungen, die Kinder stehen meist schon auf eigenen Füßchen. Und sehen in der neuen Vaterversorgerin keine Konkurrenz für die tote Mutter, sondern sind dankbar, dass sie bespaßungstechnisch entlastet werden. Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten. Um ihren Traummann zu finden, investierte sie Monatsgehälter in kesse Schwarze und mischte sich auf Begräbnissen in Trauergesellschaften. Als alte Schulfreundin der Verblichenen. So kam Hansi in ihr Leben, der beschlossen hatte, sich nicht zu wundern, warum K, eine waschechte Tirolerin, mit seiner Budapester Gattin einst die Schulbank gedrückt hatte. Ich mag Hansi, der eigentlich nur zwei Nachteile hat: Er hat zwar keine Kinder, aber zwei finanziell abhängige Riesenschnauzer in die Beziehung mitgebracht und ist Hobby-Hypochonder. Den halben Tag hängt er im Netz, um potenzielle Krankheiten zu erkunden. Und dann, ja, gibt es noch die Kleinigkeit von einer Dauer-Geliebten, die schon seine Erzibet über ein Jahrzehnt zu erdulden hatte. Wäre dieser Typ eine Wohnung, würde er unter „Bastlerhit“ inseriert werden. K hat diese Gundi auch schon kennengelernt, „eine ganz patente Person.“ Man wäre übereingekommen, sich die Hansi-Obsorge aufzuteilen. Auch das eine Win-win-Situation. „Ein halber Mann ist ja eigentlich ein Volltreffer“, findet K, „man hat ausreichend Zeit allein zu sein, ist aber nicht einsam.“ Möglicherweise ein Grundstein für ein ganz neues Beziehungskonzept, so eine Teilzeit-Beziehung mit Maitressen-Anschluss.
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