Auf den Therapie-Hund gekommen
Zerrüttungsgrad Stufe Dunkelrot. Nach einem Tag Online-Irrsinn zwecks Reisevorbereitung war ich reif für ein Sauerstoffzelt. Der Ticket-Preis für die Billig- Airline hatte sich beim Einchecken verdoppelt, denn der Trick war, für jedes Brillenetui, das man an Bord nehmen wollte, noch einen Aufschlag zu verlangen. Davor musste man noch mehrfach sein zu schwaches Passwort ändern und bekam immer wieder neue Kombis für die App vorgeschlagen, die an Brechdurchfall von Aliens gemahnten: „Zf&§igyQx$!“ Das spanische Gesundheitsamt schickte einen QR-Code, der auch nach dem 10. Ausdruck zu einem Drittel abgeschnitten war. Auf diversen Impfinfo-Hotlines erzählten dir Menschen unterschiedliche Varianten zu einem Thema und jedes Mal, wenn man sie an die Grenzen ihres Know-hows führte, warfen sie dich ab wie Krötenschleim und zurück ins Nirvana der Warteschleife. Der PCR-Test verlangte einem mit einem Teströhrchen von Kolibriei-Durchmesser artistische Spuck-Fertigkeiten ab. Als ich endlich in Palma aufschlug, sah ich auf dem Weg zum Gepäcksband eine Lounge, auf deren Tür mehrsprachig „Erholungszone für Haustiere“ stand. Ich schummelte mich hinein und setzte mich neben ein schwules Interiordesign-Pärchen aus Portland, das einen fahrigen Terrier abwechselnd auf dem Schoß hielt. „Eigentlich sollte das Lesters Therapiehund werden“, seufzte der eine, „aber tatsächlich ist unser Douglas neurotischer als wir beide zusammen.“ Lester kicherte: „Vielleicht sind meine Panikattacken ansteckend.“ Nach einer halben Stunde im Hunde-Absurdistan war ich wieder gewappnet für die Außenwelt. Anderer Leute Nerven- Äthiopien lenkt so wohltuend von der eigenen Befindlichkeit ab und rückt sie auch in die richtige Proportion. Therapie-Douglas schickte mir zum Abschied noch einen Blick, der sagte: „Diese Helicopter-Dads mit ihrer Kindersatz-Problematik sind sowas von anstrengend!“ Und ich wünschte allen drei „Happy Gaycation!“
"Nymphen in Not“: Mit Sona MacDonald & Petra Morzé ab 19. 9. im Rabenhof.
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