Chaos de Luxe: „Liiiieeeber, nichts für ungut”
Ein Mann, der vor einem guten Jahrzehnt ein paar Monate in meinem Leben war, wollte aus dem Blauen heraus „einen Drink nehmen, schon so lange nicht gesehen etc“. Mein Bedürfnis nach einer solchen Begegnung rangierte knapp unter dem eines Zahnarztbesuchs. Aber um ihn nicht glauben zu lassen, dass man durch sein abruptes Abkoppeln bis heute traumatisiert sei, schlug ich ihm die „Bristol“-Bar vor. Ich liebe diese Bar, sie ist so charmant retro. Man hat irgendwie den Eindruck, dass
Gunter Philipp und Peter Alexander immer nur ein paar Herzschläge entfernt sind. Gleich nach seinem Auftauchen war klar: Das Leben dürfte mit dem Knaben die letzten Jahre nicht geschmust haben, denn es hatte Kerben der Verbitterung in sein Gesicht geschlagen. In Kombination mit zu rötlich gefärbten Haaren: bizarr! Nach dem üblichen Smalltalk räusperte er sich: „Ich wollte mich entschuldigen für damals ...“ Fragezeichen meinerseits. „Naja, ich habe ja nur ein SMS geschickt und hab' nicht einmal persönlich Schluss gemacht.“ – „Lieeeeber ...“ Diese herablassend bis gönnerhafte Anrede hatte ich von meinen Theater-Freundinnen gelernt. „Liiiieeeber, nichts für ungut. Aber das war zu einer Zeit, als die Menschheit sich gerade einmal für den aufrechten Gang entschieden hat, also sehr lange her.“ – „Ich habe dir damals sicher sehr weh getan.“ Ich sah ihn an und dachte mir: Liiiieeber, es gibt Männer, die mich mit schrecklichen Phantomschmerzen zurück gelassen haben, aber in der Liga spielst du sowas von nicht mit. Laut sagte ich: „Nun ja, so einen Mann wie dich habe ich nie wieder gefunden.“ Das schmeichelte ihm sichtlich. Fortsatz meinerseits: „Weil das Leben eben manchmal doch mehr Paris als Amstetten ist.“ Sein Teint passte sich gerade seiner Haarfarbe an. Touché!
16. November ein Lesekonzert: Polly & die Grundlseer Band „Eidlhacker“ um 19 Uhr 30 im Schutzhaus der GF Ottakring
(Reservierungen:joesreiseclub@a1.net)
www.pollyadler.at
polly.adler@kurier.at
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