Chaos de Luxe: Knockdown, Baby!

Ein paar herzlich sinnlose Überlebensezzes für den November.
Polly Adler

Polly Adler

Willkommen im Knockdown, so der Freudsche Ausrutscher einer Wiener Hotelierdame. Lesen Sie „Das Wunder des Überlebens“ von Ernst Lothar, um sich auf die kommenden Wochen einzugrooven. Der Mix-Meister der britischen Edel-Farbhandlung Farrow & Ball erteilt in der „New York Times“ Direktiven, welche Wandtöne jegliche Form von PP (Pandemie-Panik) unter Kontrolle halten können: Vergessen Sie die Nummer mit Grau („It’s so 2019); gemütslindernd wirken „toter Lachs“ (kein Witz, auf welchen Drogen war die PR-Abteilung wohl?) und „Ägäisches Blaugrün“. Wenn Sie weder in einer Fischhandlung, noch in einem Aquarium leben wollen und effizienzneurotischer Aktionismus Sie jetzt ohnehin überfordert, flanieren Sie einfach durch Ihr Inneres. Sollte dort das Geschehen so tot wie in den Nachtclubs sein, streichen Sie die Reisen in das Outlet Ihrer Seele und werfen Sie Ihren Netflix-Account an. Vermeiden Sie dort in jedem Fall Produkte, deren Synopsen sich so lesen: „Ein Mädchen lebt in einem unterirdischen Hochsicherheitsbunker und wird von einem humanoiden Roboter groß gezogen („Heidi 4.0“?) oder „Ein Obdachloser wird in einer Highschool aufgenommen, die ihren Schülern die Kunst des Tötens beibringt“. Schauen Sie sich eher Dinge mit Plots an, wo eine geschiedene Mittdreißigerin eine Buchhandlung in Paris erbt und dort einen emotional verkarsteten Multimillionär durch ihre Natürlichkeit auftaut. Ansonsten: Es ist okay, wenn Sie   in Ihrem Häschen-Pyjama durch die Wohnung tanzen. Es ist in Ordnung, wenn Sie Dinge verlegen. Ich habe mir inzwischen angewöhnt Schlüssel oder Brillen an einem fixen Platz zu deponieren. Wo ich sie natürlich nie finde, weil ich nicht im Traum davon ausgehe, dass ich mein Zeug an die immer gleiche Stelle lege. Und vergessen Sie nie den guten, alten Charlie Chaplin und sein hier schon oft zum Einsatz gebrachtes Lebensmotto: „Tragödie + Zeit = Komödie.“

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