Chaos de Luxe: Großartig, Cheri!

Was wir von der Deneuve lernen können.
Polly Adler

Polly Adler

Polly Adler über offene Beziehungen

Trennung mit Grandezza: Nachdem sie geschieden worden waren, ließ Catherine Deneuve ihren taufrischen Ex, den Fotografen David Bailey, am Telefon wissen: „Chéri – wir sind geschieden. Das ist großartig. Jetzt kannst du wieder mein Liebhaber werden.“ Dieses emotionale Upgrading nach dem Eheende fand in den Siebzigern  statt. Frauen konnten es sich damals langsam erlauben, nicht verheiratet zu sein, ohne die Aura des bedürftigen Restpostens zu vermitteln. Possessiv-neurotische Revierabsteckungen rund um das Objekt der Begierde galten prinzipiell als so kleingeistig wie spießig. Diese Art von avantgardistischem Beziehungsjazz sollte sich bald wieder verspielen. Schon wenig später wurde wieder mehr nach Vorschrift  geliebt. Kürzlich sah ich am Schwedenplatz das Schild eines Psychotherapeuten, der neben Paartherapie auch Eifersuchts-Beratung in Angebot führte. Wie unsexy. Gibt es etwas Schöneres, als Erbporzellan durch Zimmerfluten zu pfeffern und dabei wie eine Erinnye von den Kobersdorfer Sommerspielen zu feixen? In der Generation der Selbstoptimierungs-Streber hat man selbst für solche simplen Gefühle wie Hass oder Eifersucht einen Coach, einen Skype-Seelendoc oder zumindest eine Trennung-aber-richtig-App. Dennoch geistert im Fortpflanz-Biotop plötzlich wieder das Konzept der offenen Beziehung durch die Lebensoptionen. Aber weniger aus einem ideologischem Freibeuter-Drang heraus, sondern mehr aus Zeitmanagement-Gründen. „Mein Haupt-Herzi soll sich ruhig ausprobieren.  Ich hab sowieso soviel um die Öhrchen“, erklärt mir eine beruflich heftig ambitionierte Mittzwanzigerin, „ich hab’ gar nicht soviel Slots frei für dieses Beziehungstralala.“ Sie fährt schon jetzt lieber allein auf ein Thermenwochenende „zum Runterkommen“. „Mademoiselle Slot“, frage ich mich insgeheim, „was machst du dann mit 50 plus?“ Wahrscheinlich einfach nur durchdrehen.

12. Mai: „Mamacholie“ –  Muttertags-Special im Rabenhoftheater mit Maria Happel & Petra Morzé

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