Chaos de Luxe: Fusion-Herzen

Vorehedramen in Sri Lanka
Polly Adler

Polly Adler

Polly Adler über Glaube, Liebe, Katastrophe

Monica-Baby muss am Strand von Sri Lanka kreischende Heidruns auf ihren Rücken klettern lassen. Keine 72 und schon muss man sich mit solchen Demütigungen abspeisen lassen. Früher war Monica der Star unter den Hochzeitselefanten. Kein buddhistischer Papa von Welt und aus Wadduwa hätte früher seine Tochter verheiratet, ohne dass Monica-Baby in vollem Ornat angetanzt wäre. Auch bei unseren Freunden herrscht gerade Hochzeitsfieber. Endlich hat sich der Sohnemann, dessen Coolness-Faktor sich auch durch  Leningrad-Cowboys-würdiges Spitz-Schuhwerk manifestiert, herabgelassen, eine Braut zu erwählen. Monatelang hatten seine verzweifelten Eltern Inserate mit seinen Horoskop-Koordinaten geschaltet. Zehntausende Rupien dabei verbrannt. Zig Bewerberinnen waren gescannt worden. Jetzt hat er die Herzensdame bei einer Vollmondparty kennen gelernt. Die Horoskope der beiden passen übrigens katastrophal zusammen. Aber das ist das geringere Übel. Das wahre Desaster: Die Frau ist Katholikin. Das hat gerade noch gefehlt. Katholikin! Zusatz: Aber sie könne wenigstens gut kochen. „Gelten Katholikinnen ansonsten hierzulande als Küchendeppinnen?“ will man wissen. „Nein, aber irgendeinen Vorteil muss sie ja haben, wenn sie schon Katholikin ist.“ Dass die Buddhisten auch so kleinlich sind, was Fusion-Ehen betrifft, ist ja wirklich erstaunlich. Ich dachte, dort herrsche im Gegensatz zu anderen weitaus stureren Religionsgemeinschaften Toleranz, Nächstenliebe und eine gewisse Nonchalance. Vielleicht haben unsere ansonsten sehr weltoffenen Freunde Angst, dass ihre Wiedergeburts-Karten miserabel stehen, wenn sie sich mit Katholiken fortpflanzen. Und sie als Lurch, Donald Trumps Haarteil oder C-Amöbe ihr Dasein in zukünftigen Leben werden fristen müssen. Die Karma-Polizei, so sind sie überzeugt, sei eben nicht zu Scherzen aufgelegt. Aber in welcher Religion ist sie das schon?

„Breakfast at Polly's“: 10. 2. um 11 Uhr im Wiener Rabenhof: Mit M. Happel und P. Morzé.

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