Chaos de Luxe: Fuck gute Vorsätze!
Sie haben sie hinter sich, diese Jahreswechselbeschwerden. Die ersten strengen
Vorsätze können schon einmal über Bord geworfen werden. Killen Sie diese Idioten-App „Selflove to go“ auf Ihrem
iPhone. Sie brauchen keine Einflüsterer, die Ihnen C-Binsen mantramäßig eintrichtern. Sie lieben sich sowieso, aber manchmal können Sie sich einfach nicht leiden. Das muss drinnen sein in so einer lebenslangen Beziehung. Wenn Sie Liebeskummer haben, kaufen Sie sich eine Dartscheibe, auf die Sie die Fresse des Ex-Herzensherren aufziehen lassen. Nach dem Verschießen der ersten Pfeile werden Sie sich schon bald so lächerlich finden, dass Sie einen hysterischen Kicheranfall bekommen. Der einzige Treibstoff, der Sie wirklich in die Gelassenheitszone bringt, ist Selbstironie. Selbstironie verwandelt alles, was Sie möglicherweise gerade als bombastisch dramatisch empfinden, zu tragisch-komischen Miniaturen. Zum Beispiel der Blick in den Spiegel. Man könnte nach den Feiertagen den Klageschrei „Anspannen und mit der Blausirene in die Betty-Ford-Klinik!“ loslassen. Denn die Tränensäcke hängen bis zu den Knien und irgendwie sollte man sein Gesicht wieder mit dem Lasso einfangen, denn es flieht. Aber ist es nicht auch wahnsinnig entspannend zu sagen: „Ok, Leute, ich werde nicht nur älter, sondern auch langsam alt. Und ich werde mich deswegen nicht wie Bette Davis in Was geschah wirklich mit Baby Jane? gebärden.“ Weitere Katastrophenschutz-Maßnahmen: Das Versprechen an den Fortpflanz, mir nie „diese vollpeinlichen Ich-bin-eh-noch-jung-Stirnfransen“ zaubern zu lassen („No Bangs, verstanden, Mommie, never!“), eisern zu halten. Und die 37 Paar High Heels aus den besten Häusern auf „Will haben“ verhökern. Loslassen heißt die Kanaille. Die neue Seelenapp nennt sich nämlich „Will sein“. Ansonsten gilt es nur Sarah Silverman und ihren Satz zu beherzigen: „ If you don't deal with your shit, your shit deals with you.“ Mehr ist es nicht.
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