Chaos de Luxe: Einen Scheiss muss ich

Wie man sein Leben kondoisiert
Polly Adler

Polly Adler

Polly Adler über einen Selbsterfahrungs-Crashkurs

Irgendein entzückender Mensch hat mir bei meiner letzten Party als Geschenk den Sticker „Einen Scheiß muss ich“ auf meinem Kühlschrank hinterlassen. Bitte melde dich! Ich möchte dich heiraten oder wenigstens zwangsadoptieren. Jeden Morgen, wenn ich dessen Tür öffne, um festzustellen, dass die hundsordinäre Kuh-Milch wieder einmal ausgegangen ist (während ja Mandel- und Soja-Milchhysterien immer reichlich vorhanden sind), flüstere ich mir: „Touché, das ist mein Motto 2019.“ Schritt eins im neuen Einen-Scheiß-muss-ich-Crashkurs: Entrümpelung. Damit hat die immer etwas angestrengt lächelnde Japanerin Marie Kondo ein Weltimperium gegründet; ihr radikales Entsorgungs-Manifest „Magic Cleaning“ wurde ein Millionenseller. In Trumpistan demonstrieren Frauen ihre Scheidungslibido inzwischen mit dem Kürzel: „I'm gonna kondo my hubby“ . Beginnen wir beim Großputz mit Terminen. Muss man die Patenschaft für ein Gürteltier im Zoo von Krähwinkel annehmen (nicht, dass sie mir angeboten wurde), aber nur als Beispiel? Käme ansatzlos in die Rubrik AALLZ (Attacke auf die liebe Lebenszeit). Generell würde das Rad der Welt ungerührt weiter wackeln, wenn man geschätzte 80 Prozent sogenannter Verpflichtungen von seiner Anwesenheit verschonte. Heilig muss hingegen das Blödeln bleiben. Da darf mir die Putz-Kamikazin Marie Kondo nicht ran. Mit Menschen, die mit ähnlichen Schmäh-Vitaminen gefüttert wurden wie man selbst, verbal freestylen. Da werde ich zur Lebenszeit-Marie-Antoinette und verschwende mich gerne. Mitbürger, die, wären sie Wohnungen in der Immobilien-Rubrik „Bastlerhits“ angeboten werden würden, sind ebenfalls großräumig zu vermeiden. Meine Energie fress' ich lieber selbst. Ansonsten kann ich Ihnen nur dringend empfehlen „A Change Is Gonna Come“ von Otis Redding zu hören. Und zwar in der Endlosschleife. Und dann legen Sie los mit „Einen Scheiß muss ich“.

Die nächste Breakfast at Polly's-Vorstellung ist am 10. Februar um 11 Uhr im Wiener Rabenhoftheater.

www.pollyadler.at,
polly.adler@kurier.at

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