Chaos de Luxe: Drama, Baby
Was ist das jetzt eigentlich für ihn? Bin ich eine Herzenschlamperei oder sind wir auf dem Weg in eine Beziehung?“ – „Nach fünf Dates bist du schon in der Tacheles-Zone und stellst ihm solche Fragen?“ – „Na, auf was soll ich warten? Jünger als 48 werd' ich nicht mehr.“ Meine Freundin Z, die längere Zeit ihren Hauptwohnsitz in der zwischengeschlechtlichen Sahel-Zone gehabt hatte, war voll im Nägel-mit-Köpfen-Modus. Das Objekt ihrer Eintütungsbegierde war gerade einmal Anfang 40, also im – in Männerjahren – spätpubertären Bereich. Außerdem freiberuflich, was ja häufig einem „frei von Beruf“ gleichkommt, und auch sonst recht orientierungslos. „Weiß nicht so genau“ war eine Phrase, die dieser Gerry inflationär gebrauchte. „Ich würde vorschlagen, dass du einmal der Hippie-Parole ,Go with the flow’ folgst. Versau' ihn wie ein Oligarch seine Chefprostituierte mit drei Stück Würfelzucker schweren Kaschmir-Hoodies und Palazzo-Nächten in Venedig und stell bloß keine Fragen à la „Sollten wir unsere Verbindung nicht auf die nächste Stufe heben?“ Da sprengen manche Jungs wie Rehe auf der Autobahn weg.“ – „Aber man muss doch ein Konzept erarbeiten?“ – „Das ist kein Marketing-Projekt irgendeiner schwindligen Social-Media-Agentur! Schau dir das berühmte Cher-Interview auf YouTube an! – „Das, wo Teile ihres Gesichts sogar noch ihr eigener Jahrgang waren?“ – „Genau. Sie sagte, Männer sind wie Desserts. Man liebt sie, aber sie sind nicht überlebensnotwendig. Also: Versorgen können wir uns selber, Fortpflanzung erledigt. Das macht doch unfassbar frei.“ – Sie senkte ihren Blick: „Aber Drama-Queen ist doch mein zweiter Vorname. Drama ist der Champagner meiner Seele, ohne Drama perlt es nicht bei mir ...“ Hoffentlich war dieser Gerry kein Aficionado von Arthur Schnitzler, der felsenfest überzeugt war: „Die Weiber haben nicht interessant zu sein, sondern angenehm.“
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