Chaos de Luxe: Aszendent Memme
Das mit dem geht leider gar nicht. Der Typ ist total vermemmt“, sagte sie in einem Tonfall, der Fallbeil-Faktor hatte. „Wie bitte?“ – „Na ja, dauernd irgendwelche Verspannungen: Wirbelsäulenkrümmungen, Ohrenprobleme, Seelen-Zerrungen, ständig ein großes, großes Aua. Ein einziges Jammertal, ein lebendes Lazarett.“ F schenkte sich selbst nichts und besaß deswegen auch keinerlei Bereitschaft, Generosität gegenüber den psychischen Laufmaschen potenzieller Erlebnisgefährten walten zu lassen. „Also, was jetzt?“, fragte ich sie, „wir wollten doch Männer, die imstande sind, ihre Gefühle und Empfindungen zu artikulieren.“ Sie überschlug die Beine, wie es den Herzoginnen aus dem Windsor-Clan unter allen Umständen verboten war, und sagte gelangweilt: „Jaja, schon klar, aber gleich so viele?“ Wie frage ich Sie jetzt, ganz unter uns Pfarrersköchinnen, sollen die Jungs, selbst wenn sie Aszendent Checker haben, Klarsicht kriegen bei all unseren Anforderungen? Wann ist ein Mann sensibel, im Einklang mit seinen Emotionen und dem ganzen Tralala? Und wo ist der Punkt, wo er zur Memme und zum Bedürftigkeits-Apostel verkommt? „In Wahrheit wollen sie alle eine Mutti“, beantwortete F die Frage, die sie gar nicht gehört hatte, „eine Mutti in nachtschwarzem Satin, die aber das Kalsbutterschnitzi parat hat, wenn das Bubi nach Hause kommt, die Blausirene aufsetzt, wenn sich eine Grippe nähern könnte, und ihm zwischendurch mit der Lüge, dass alles wieder gut wird, über den schütteren Scheitel streichelt.“ Ich schüttelte mich innerlich, allein der Gedanke an ein solches Szenario bereitete mir innere Ausschläge. „Siehst du“, sagte F triumphierend, „verdammt unsexy. Das Wichtigste bei der Erziehung meiner biologischen Söhne war mir schon immer, dass sie sich selbst versorgen können. Autonomie, Baby! Alles andere hat doch die Duftnote der Pathologie.“ Hart, aber erhellend.
Tipp: „Nymphen in Not“: am 9. August im Südbahnhotel, mit Ulrike Beimpold, Petra Morzé & Polly
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