Chaos de Luxe: Achtung, sensibel!
Ich erzähle sie oft, die Geschichte des Wuchtelweltmeisters und Wirts Hanno P. Als er vor Jahren einmal hinter der Budel auf einem seiner legendären Eiaufstrichbrote turnte, belauschte er ein Pärchen. Irgendwann stand der Typ nach all ihren Vorwurfssalven an der Wand und sah den einzigen Ausweg in einem Köpfler in sein Selbstmitleid: „Bärli, du musst nämlich eines endlich verstehen: Ich bin sehr sensibel!“ Worauf der Wuchtelkönig Hanno P. über die Bande lugte und sagte: „Du bist nicht sensibel, du bist maximal empfindlich.“
Ich muss oft an diese Story denken, wenn mir Menschen erklären, wie sensibel sie nicht sind. Denn just bei jenen, die ihre Sensibilität wie eine Kingsize-Carte blanche vor sich herschwenken, macht sich häufig ein Paradoxon bemerkbar: Sie sind sensibel, aber ihre Sensibilität beschränkt sich ausschließlich auf sie selbst. Für die Befindlichkeiten ihrer Mitmenschen haben diese so Hypersensiblen meist keinen Antennen-Schärfer im Arsenal. Wie denn auch, sie haben ja mit ihrer eigenen Psyche voll zu tun. Gerne macht es sich dieser Menschenschlag auch in der Rolle des Dauer-Opfers gemütlich. Bombastische Weltverschwörung, Mobbing im Job, zu gut für die Menschheit. Und all dieses Gejammer wird gerne in Ohne-Punkt-und-Komma-Monologe gebettet, an deren Rand man irgendwann nur mit erschöpftem Nicken nach Art der Wackeldackel in Autohecks zu stehen kommt. Da hilft oft nur ein vorgetäuschter Ohnmachtsanfall, um vielleicht die Frage zu kriegen: „Und? Wie geht's dir denn so?“ Und wenig später folgt dann sowas wie: „Übrigens als Kind hatte ich auch immer wieder solche Ohnmachts-Geschichten. Und weißt du, was meine Mutter usw... Oops, schon so spät?! Du kommst doch klar, oder? Ich ruf dich an!“ Danke, aber nein danke. Bitte erst wieder im nächsten Leben. Weil Energieräuber-Unverträglichkeit.
Pollys Muttertagsspecial im Rabenhoftheater: 12. Mai 11 & 14 Uhr. Mit M. Happel & P. Morzé
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