Chaos de Luxe: Achtung, emotionale Baustelle!

Reanimation des bindungsparanoiden Mannes
Polly Adler

Polly Adler

Polly Adler über leere Kilometer auf dem Beziehung-Tacho

Die Ratgeberliteratur hat ihn wieder entdeckt, den beziehungsparanoiden Mann. Und natürlich ergänzend dazu die Ezzes für die Frau, die ihm dabei helfen soll, diese Barriere vor dem Weg in den Zweisamkeits-Himmel zu überwinden. Wenn Frauen zu sehr lieben 2.0. sozusagen. Das „Romcom“-Genre (so das Fortpflanz-Kürzel für „romantic comedy“) ist schon seit Jahrzehnten voll von gefühlsverkrusteten Solisten – Richard Gere war der BP-Saurier, jetzt sind Jungs wie Bradley Cooper oder Jamie Dornan paar-mürrisch. Die Beziehungsphobiker werden in Folge emotional von Mauerblümchen mit dem Herz am rechten Fleck oder naiven Landflüchtigen reanimiert. Harte Arbeit, zumindest 107 Minuten lang, aber irgendwann kommt es dann doch zum emotionalen Mauerfall unter den Eigenbrötlern. Meistens war eine kohlgerichtslastige Kindheit im Souterrain oder eine nymphomanische Mutter, die regelmäßig betrunken unter dem Weihnachtsbaum lag, schuld an der Beziehungsverschlossenheit der Knaben. Im Echtleben ist die Sache nicht ganz so einfach. Oft checken solche Typen ja auch nicht, dass auch ihre Aura welkt und irgendwann niemand mehr darauf wartet, dass sie nicht zurückrufen. Da kann man immer nur Falco zitieren: „Na guat, dann net!“ In jedem Fall: Mädels, lasst die Finger von Typen, die auf ihrer Stirn das Warnzeichen „Achtung, emotionale Baustelle“ blinken haben. Und killt  das Rosamunde-Pilcher-Virus, das euch glauben macht, dass ihr und nur ihr die verschütteten Gefühle eurer Patienten an die Oberfläche holen könnt. Glaubt mir: ich habe hunderte leere Kilometer auf dem Beziehungstacho. All diese sinnlosen Interpretationssessions in Gin-Begleitung, warum Hasimandi noch nicht so weit ist ect ... Hilfe! In der Zeit könnte man gut echten Spaß haben. Wenn ein Mann attackieren will, dann kommt er in die Gänge. Punktum. Dafür braucht man keinen Ratgeber.

Pollys Muttertags-Special im Rabenhoftheater: mit Happel & Morzé, 12. 5.: 11 & 14 Uhr.

www.pollyadler.at
polly.adler@kurier.at

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