Change Agents und Tannenbaum

Über Lerndesigner, Change Agents und "Oh Tannenbaum".
Niki Glattauer

Niki Glattauer

Unlängst las ich in einem Papier der Bildungsabteilung der OECD unter der Überschrift „Erfordernisse an Schulleitungen“ gleich im Punkt 1: „Lerndesigner als Change Agents wirken lassen!“

Hab ich gleich wieder aufgehört zu lesen.

Der „Lerndesigner“ ist ja schlimm genug. In den NMS, jetzt MS, sprich: in Schulen, die jetzt Mittelschulen heißen und pädagogisch dorthin sollen, wo die Hauptschulen schon vor ca. 50 Jahren waren, hat man sich zähneknirschend daran gewöhnt, Unterrichtsgestaltung „ Lerndesign“ nennen zu müssen. Aber „Change Agents“? Muss das sein? Überhaupt diese Modewörter! Alles, was heute an Theorie daherkommt, ist plötzlich „evidenzbasiert“ (warum nicht stimmt nachweislich?), alles, was geschieht, muss jetzt „nachhaltig“ geschehen, dafür aber „zeitnah“ (warum nicht einfach bald?).

Noch einmal zum „Lerndesign“. In den Erläuterungen der NMS Vernetzungsplattform heißt es „erklärend“: „Zunächst steht Lerndesign für die Uraufgabe der Lehrperson, das Herzstück der Lehrfreiheit: die Übersetzung und Konkretisierung der Inhalte eines Lernthemas, die als „Reibebaum“ für Lehren und Lernen dienen. Im Rahmen des Lehrplans übersetzen und präzisieren Lehrer/innen die fachlichen Inhalte für ihre Schüler/innen und nehmen dabei ihre Verantwortung für Qualität, Aktualität und Anschlussfähigkeit wahr. Der Prozess des Lerndesigns ist das Werkzeug dazu. Grant Wiggins und Jay McTighe entworfen (sic! :-) einen solchen „backwards process“ unter dem Namen „Understanding by Design“, der als Ausgangspunkt für „rückwärtiges Lerndesign“ in der NMS-Entwicklungsbegleitung fungierte. Im Laufe der Lerndesignarbeit wurde aus einem linearen Vorgang ein offener, dynamischer Prozess (..).“ usw.

Alles klar?

Und das als Rezept für Schulen, in denen die Musiklehrerin dieser Tage im pädagogisch wertvollen Sesselkreis sitzt und postum den Novemberblues bekommt, weil sie feststellt, dass die eine Hälfte ihrer Kinder „Oh Tannenbaum“ noch nie gehört hat und die andere nicht weiß, was das komische Wort mit T vor Baum überhaupt heißt.

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