Wohnen im Wartehäuschen

Zwei moderne, blau-weiße Linienbusse mit geöffneten Türen stehen nebeneinander auf einem Parkplatz.
Der Bus kommt. Irgendwann. Im Burgenland dauert das nur etwas länger – zwischen Ideologie, Gewohnheit und dem Glauben an BAST.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Werfen wir einen Blick auf den öffentlichen Verkehr des Burgenlands, ohne politisch-taktische Ausbrems- und Überholmanöver – geht das überhaupt?

Eher nicht. Denn im Burgenland ist inzwischen fast jeder Bereich des täglichen Lebens so durchideologisiert, dass man sich mit einem einfachen Satz wie „Ich fahre öffentlich“ politisch positioniert, ohne dass es einem bewusst ist. Regierung und Opposition sind unversöhnlich, selbst in Bereichen, in denen es nach menschlichem Ermessen nichts zu streiten gibt.

Zurück zu den Verkehrsmitteln: Ich fahre nicht öffentlich. (Anmerkung in eigener Sache: Dies ist kein politisches Statement, sondern bedeutet lediglich, dass ich, je nachdem, ob ich zur Nachbarin, zum Greißler oder nach Graz will, zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Pkw unterwegs bin.)

Der Bus wird kommen

Ich nutze im Burgenland keinen Bus, fühle mich dem öffentlichen Verkehr aber verbunden: Direkt vor meinem Haus ist ein BAST-Haltepunkt. Das bedeutet nicht, dass ich in einem Wartehäuschen wohne. Wieso ich das weiß? Weil ich noch nie jemanden gesehen habe, der oder die auf die Abholung durch ein BAST (Burgenländisches Anruf-Sammeltaxi) gewartet hätte.

Dennoch glaube ich an die unaufhaltsame Erfolgsgeschichte des öffentlichen Verkehrs. Er wird eines Tages ankommen. Auch wenn der Umstieg hier auf dem Land eher Generationen als Jahre dauern könnte.

In Eisenstadt geht es schneller. Der „Stadtbus“ ist richtungsweisend: Seit einem Jahr elektrisch unterwegs, seit Montag auch mit Live-Tracking im Testbetrieb sowie neuen Haltestellen und Frühstart ab 6.00 Uhr.

Und auch wir hier auf dem Land werden eines Tages kapieren, dass es Alternativen zum Individualverkehr gibt. Ich kehre da vor meiner eigenen Tür, staube auch gleich die BAST-Tafel ab und denke darüber nach, dass Graz ohne Pkw gut erreichbar wäre. BAST wird sich durchsetzen. Warten wir ab. Und so gesehen, wohne ich vielleicht doch in einem Wartehäuschen.

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