Bildung for Future
Einst musste ich die Fläche eines rotierenden Kegelschnitts berechnen. Das ist fast dreißig Jahre her. Leider kann ich dieses Wissen seitdem nur ganz selten anwenden. Ich warte täglich darauf, dass im Straßenverkehr ein rotierender Kegelschnitt aus einer Seitengasse auf mich zufährt.
Ansonsten blieben in meinem Gehirn aus der Schulzeit etliche Reime hängen. „Aus der Summe kürzt der Dumme“, „753, Rom schlüpft aus dem Ei“ und „Feldspat, Quarz und Glimmer, die drei vergess’ ich nimmer“. Eigentlich sollte es mir zu denken geben, dass meine Schulbildung hauptsächlich aus Eselsbrücken besteht.
Können Sie sich noch an das endoplasmatische Retikulum erinnern? Ich habe bis heute keine Ahnung, was das ist, aber in den Begriff habe ich mich verliebt. Ich will diese Bezeichnung auch nicht googeln. In meiner Fantasie war das endoplasmatische Retikulum die perfekte Vereinigung von all meinen Sehnsüchten. Mit 16 wollte ich es sogar heiraten. Jetzt bestelle ich es gelegentlich aus Selbstbespaßungsgründen beim Imbissstand. „Habt ihr noch ein endoplasmatisches Retikulum?“. Einmal wurde mir erwidert: „Mit oder ohne Zwiebeln?“. Ich vermute Imbissstand-Besitzer haben in ihrem Leben bereits so viel gehört, dass sie das endoplasmatische Retikulum nicht aus den Socken wirft.
Eine meiner Maturafragen lautete: „Was für eine Art von Gehirn hat der Regenwurm?“. Das weiß ich bis heute. Das Oberschlundganglion. So klein und doch so viele Buchstaben. Jetzt habe ich Ihnen aber fast mein ganzes Schulwissen offenbart. Vielleicht noch ein bisschen Englisch, Purzelbaum und Pokern. Entweder ist die Effizienz der schulischen Wissensvermittlung zu hinterfragen oder in meinem Kopf sitzt doch kein Gehirn, sondern nur ein Unterschlundganglion.
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