Ausgelassen
Im Grunde ist das Faschingstreiben ja auch ein tiefes Bekenntnis zur Humorlosigkeit, die im Rest des Jahres herrscht. – Apropos herrscht: Der Fasching übernimmt die Herrschaft während der „fünften Jahreszeit“. Und weil jedes Kind weiß, dass es nur vier Jahreszeiten gibt, liegt der Verdacht nahe, dass es den Fasching, die Zeit des echten Empfindens von Spaß, Freude, Freiheit und unbändiger Lebenslust, in Wahrheit gar nicht gibt. Dass der Fasching eine Idee ist, die im echten Leben keinen Platz hat. – Heißt er deshalb die ausgelassene Zeit? Oder weil so viele das auslassen, was sie nur im Fasching verkörpern? Wer also heute sein korsettartig geschnürtes Nervenkostüm gegen das Narrenkostüm tauscht, soll sich gut überlegen, ob er morgen tatsächlich wieder zurück ins Nervenkostüm schlüpfen und warten will, ob vielleicht eines Tages die fünfte von vier Jahreszeiten ins Land zieht.
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