Und wann dürfen Sie in den Ruhestand gehen?

Über Bergdorf-Pensionisten, Einschleifperioden und die Zeit danach
Anja Kröll

Anja Kröll

Wann ist Ihr Stichtag? Hat Ihr Kalender schon ein x irgendwo stehen, das den Tag Ihres Pensionsantritts markiert?

Heiß diskutiert wird dieser aktuell gerade wieder. Besonders, seit WIFO-Ökonomin Christine Mayrhuber, die neue Vorsitzende der Alterssicherungskommission, bei einem Thema auf die Bremse gestiegen ist: beim Pensionsantrittsalter. Über dessen Erhöhung zu sprechen, sei erst in zehn Jahren sinnvoll, sagte sie.

Sahen Experten gänzlich anders und sagten: So eine Erhöhung wolle vorbereitet sein. Es brauche zumindest eine fünfjährige „Einschleifperiode“.

Ich sage: 2034 bin ich 52 Jahre alt. Wie sehr eingeschliffen ich bis dahin bin – keine Ahnung. Mein Bergdorf besteht gefühlt zu 80 Prozent aus Menschen, die in Pension sind. Dabei quietschvergnügt auf Berge rennen oder diese erradeln.

Zwischen jugendlichen Bergdorf-Pensis, Antrittsaltererhöhung und Einschleifzeiten sind es aber andere Beobachtungen, die man in seinen Vierzigern rund um das Thema macht. Sie betreffen jene Menschen, auf die man zu Beginn des eigenen Berufslebens traf, die einen seither begleiten und die sich nun in diesem Jahr in den Ruhestand verabschieden. Auffällig viele tun das.

Es sind Arbeitskollegen, von denen ich als junge Redakteurin dachte: So will ich nie sein. Oder jene, zu denen ich aufblickte. Wegen ihrer Fähigkeit, Geschichten über Vanillekipferl zu schreiben, die mich am Ende zum Weinen brachten. Wegen ihrer Menschlichkeit. Ihrer Uneitelkeit. 

Wegen ihrer Zeit, die sie sich nahmen. Nicht nur für Lob, sondern vor allem für klare Ansagen. In einer Zeit, in der Kritik noch als konstruktiv und nicht als Mobbing verstanden wurde. Es sind Menschen, die aus dem Berufsalltag ausscheiden und dabei etwas ganz besonderes mitnehmen. Etwas, das sich nicht „einschleifen“ lässt.

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