Englisch im Bergdorf oder die Folgen der fehlerhaften Übersetzung

Wenn der Eingeborene plötzlich in fremden Zungen spricht, hat die Ferienzeit begonnen
Anja Kröll

Anja Kröll

Do you speak English? Sprechen Sie Englisch?

Eine Frage, die sich in vielen Bergdörfern des Landes aktuell mehr denn je stellt. Denn nach dem Jännerloch strömen die Touristen nun wieder in die Berge. Was für die Eingeborenen folgende Logik mit sich bringt: Ferienzeit bedeutet zwecks Verständigungszwecken Abkehr von der Muttersprache. Nun muss man nicht zwingend mit einem Wiener auf Energiewoche Englisch sprechen, für Holländer, Schweden oder Briten ist der Abbau der Sprachbarriere aber empfehlenswert.

Wobei, wer sagt denn, dass dies Urlaubsregionen in Österreich nicht auch ohne Ferien tun? Von einem Beispiel berichtet mir zuletzt eine befreundete Mutter. Sie fand auf der Tür ihrer Kindertagesstätte folgendes Hinweisschild: „Eltern haften für ihre Kinder.“ Und da in dem Ort aus vielen Touristen mittlerweile Einheimische geworden sind, dachte sich die Kita wohl, übersetzen wir denen das doch ins Englische.

Gesagt, getan. Und so findet sich dort nun auch ein Schild, das besagt: „Parents stick for their children.“ Trifft vielleicht noch zu, wenn man als Elternteil Anhänger der Klimakleber ist, aber für den Rest eher nicht. Weil mit dem übersetzten „Haften“, war das Wortwörtliche mit Klebstoff gemeint, statt dem ursprünglichen „responsible for.“

Besonders beliebt in diesem Zusammenhang sind auch Übersetzungen, die einfach aus dem Deutschen eins zu eins übernommen werden. Beispiel gefällig? „You can find the documents in the lager.“ Somit empfehlen Sie ihrem Kollegen, die Unterlagen nicht im „Lager“, sondern bitte direkt im Bier zu suchen. Gut, im Urlaub vielleicht noch irgendwie erklärbar.

Eine gute Nachricht gibt es dann doch: Kindergarten heißt im Englischen wie im Deutschen Kindergarten. Und wenn gar nichts mehr hilft, verständigen Sie sich wie die Kleinen einfach mit Händen und Füßen.

Kommentare