Eine Kolumne über das seltsame Verhalten von seltsamen Landmenschen

Von seltsamen Stadtmenschen, seltsamen Landmenschen und einer zentralen Einsicht.
Anja Kröll

Anja Kröll

Der wunderbare Josef Hader hat in einem noch wunderbareren Sonntags-Interview im KURIER zuletzt über seinen neuen Film „Andrea lässt sich scheiden“ gesprochen. Und dabei unter anderem folgenden bemerkenswerten Satz von sich gegeben: „Ich dachte mir, jetzt habe ich einen Film über die seltsamen Stadtmenschen gemacht, jetzt mach ich einen Film über die seltsamen Landmenschen.“

Und seitdem denke ich darüber nach, was am Land beziehungsweise den Landmenschen seltsam ist. Ohne jetzt eine Debatte über die Definition von „normal“ lostreten zu wollen.

Ja, es mag von Außen seltsam erscheinen, dass man sich drei Mal am Tag grüßt, obwohl man sich auch die ersten beiden Male schon ausreichend gefreut hat, einander zu sehen („Beim nächsten Mal zahlst aber eine Runde!“). Sowie am Land überhaupt jeder gegrüßt wird, der einem auf der Straße oder dem Berg begegnet.

Ja, es mag von Außen seltsam erscheinen, dass Nicht-Eingeborene wohl ihr Leben lang das Gefühl haben werden, nie richtig dazuzugehören. Ob nun beim Zahlen an der Liftkassa, oder bei der Aufnahme in die Dorfgemeinschaft. Weil der Stempel echter Landmensch eben mit der Geburt am Land verliehen wird. Oder mit den Geschichten und Fehden, die sich über Generationen verteilen.

Ja, es mag von Außen seltsam erscheinen, dass die Nachbarn immer genau wissen, wer einen wann besucht hat, wann man um welche Uhrzeit das Licht eingeschaltet hatte und was es zu Mittag („Bei dir hats letztens nach Rindersuppe gerochen“) gegeben hat.

Aber vielleicht – und nur vielleicht – ist dieses Seltsame etwas ganz besonders seltsam Schönes an den Landmenschen. Man kann sich darüber wundern, vielleicht sogar ärgern, aber ob man es annimmt, liegt – seltsamerweise – nur an einem selbst.

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