Patschen mit Schildkrötenkopf müssen weg: Klaus Eckel mistet aus
Was halten Sie von folgender Entrümpelungsidee? Sämtliche Haushaltsgegenstände, die länger als ein Jahr nicht benutzt werden, laden sich automatisch auf willhaben.at hoch. Dort verkaufen sie sich von selbst zu Dumpingpreisen. In der Folge würden lauter wildfremde Menschen vor meiner Eingangstür auftauchen und fordern: „Geben Sie mir sofort das Raclette-Set, die Bananen-Tupperware und die Gästehausschuhe mit dem Schildkrötenkopf!“
Um zu verhindern, dass sich mein Besitz zu Ramschpreisen selbst enteignet, müsste ich einmal im Jahr den „Tag der sinnlosen Benutzung“ einführen. Da sitze ich dann auf einem Gymnastikball, trage den Sombrero aus dem Mexiko-Urlaub von 2004, habe Taucherflossen an, blicke durchs Nachtsichtgerät auf den Crosstrainer und tauche mit der freien Hand den Kirschkernentferner ins Fußsprudelbad. Nicht weil ich völlig verrückt geworden bin, sondern aus reinem Besitzstandsschutz.
Vielleicht stelle ich mir dann endlich die entscheidende Frage, die vor Entrümpelung bewahrt: „Was brauche ich im Leben wirklich?“ Meiner Erfahrung nach mutiert nämlich fast jede Weihnachtswunschliste nur wenige Jahre später zur Inventuraufstellung für den Garagenflohmarkt. Willhaben.at bescherte mir bis jetzt die bemerkenswertesten Begegnungen mit Kunden aus der Rubrik „Zu verschenken“.
Es ging um ein altes grünes Damenrad. Ein bärtiger Mann vom Typ kanadischer Holzfäller kreiste um das Trekkingbike wie ein Kommissar um eine Leiche. Er rüttelte am Lenker. „Locker.“ Er drückte auf die Kette. „Verrostet.“ Er strich über den Rahmen. „Flugrost.“ „Aber es ist gratis!“, versuchte ich meine Gabe zu verteidigen. „Eben“, antwortete der Mann und ging ohne Damenrad weg. Zwei weitere potenzielle Kunden verweigerten die kostenlose Mitnahme ebenso. Schließlich stellte ich das Fahrrad vor die Garagentür und hängte ein Schild mit der Aufschrift „10 Euro“ über den Lenker. Zwei Stunden später war es gestohlen.
Klaus Eckel, Kabarettist. Sein aktuelles Programm ist nur noch bis Ende 2025 zu sehen: globe.wien.
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