Noch Mensch oder schon Mumie: Wer will Klaus Eckels Körper?
Radiologie, Orthopädie, Physiotherapie – so lautet der wahre Triathlon eines Ü-50-Sportlers. Man kann sagen: Wenn der Geist noch willig, jedoch der Körper bröckelt, dann glüht die E-Card. Immer wieder begegne ich beim Hobbyfußball oder Padeltennis Männern meines Alters, die, bevor sie mit der Sportart überhaupt starten können, sich bis zur Unkenntlichkeit verbinden. Kniebandage, Handgelenkbandage, Patellasehnenband… Wenn man da in der Umkleidekabine vorm Spiegel steht, stellt sich schon die Frage: „Bin ich noch Mensch oder bereits Mumie?“ Falls mir die künstliche Intelligenz meinen Bühnenjob wegschnappt, steht mir noch eine berufliche Möglichkeit offen: Schaufensterpuppe beim Bständig.
Das größte Dilemma des menschlichen Körpers ist, dass die einzelnen Teile unterschiedlich alt werden möchten. Die ersten Zähne zerbröseln nach wenigen Jahren, die letzten Zähne baden, während der Mensch schläft, in einem Wasserglas. Die Beißerchen dazwischen verursachen Kosten in der Höhe vom Lobau-Tunnel. In der Mitte des Lebens fordern die Augen längere Arme und der Hörsinn schwächelt zunehmend – leider nicht, wenn sie im Radio „Last Christmas“ spielen. Bald ziehen meine Knie Stiegen nur noch bei einem wochenlangen Blackout in Erwägung. Lieber würden sie mich auf der Rolltreppe stehend verhungern lassen. Die Prostata macht den Weg zum Klo zum stündlichen Pilgerweg, und meine angeschlagene Leber träumt davon, dass der trockene Jänner zwölf Monate lang dauert.
Demnächst verabschieden sich meine Kopfhaare, die Hüfte wird knarzen, das Herz stolpern, und dann vergisst auch noch mein Gehirn, was eine Libido überhaupt ist. Der Rücken schmerzt vermutlich noch in der Urne.
Angeblich kann man mit „Fit mit Philipp“ Beschwerden zeitlich nach hinten verschieben – aber dass Vorsorge richtig ist, weiß der Mensch im Nachhinein. Manchmal streichle ich liebevoll über mein Ohrläppchen. Es ist vermutlich der einzige Körperteil, der betreuungsfrei alt werden will.
Klaus Eckel, Kabarettist. Bis Ende 2025 im globe.wien.
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