Am Grab

Friedhöfe haben eine eigene Faszination. Nicht nur zu Allerheiligen.
Simone Hoepke

Simone Hoepke

Interessant, was auf Grabsteinen steht. Etwa am Biedermeierfriedhof in Wien. Inschriften wie „Hafen-Capitain der k.k. priv. Donau Dampfschiffahrts-Gesellschaft“, „Beamtens Bürgers u. Hausinhabersgattin“ oder „bürgerlicher Kanalräumer“ wirken zumindest aus heutiger Sicht originell. Auch „pens. Oberbeamter“ würden sich heute kaum mehr jemand in den Grabstein meißeln lassen. Angebliche Renaissance des Biedermeiers hin oder her.

Apropos Zeit. Selbige verrinnt viel zu schnell.

In Coachings gibt es die Übung „Grabrede schreiben“. Nicht irgendeine, die eigene. Also Worte finden, die man selbst über das eigene Leben hören möchte. Und dann nachdenken, wie realistisch so eine Nachred’ beim aktuellen Lebenswandel ist. Das Ergebnis ist oft ernüchternd. Außer man will, dass am eigenen Grab einmal gesagt wird: „Hat viele Menschen auf Social Media beleidigt und den Großteil seines Lebens nur gearbeitet.“

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