Aller guten Dinge

Aller guten  Dinge
Klaus Eckel über seine Unterhaltungen mit Alltagsgegenständen. Und: Was die Dinge über ihre Besitzer erzählen könnten.

Jetzt habe ich es auch getan. Ein Buch geschrieben. In diesem unterhalte ich mich mit 18 verschiedenen Alltagsgegenständen über den Menschen. Ein dementer Kühlschrank, ein panischer Fahrradhelm, eine gekränkte Jogginghose. Alle kommen zu Wort. Ich behaupte, dass Gegenstände uns aufschlussreichere Geschichten über ihre Eigentümer erzählen können, als sämtliche Investigativjournalisten. Der Kamm von Angela Merkel, der jeden Tag hofft, dass seine Inhaberin endlich etwas Neues wagt. Der Laptop von Gernot Blümel, welcher unter Depressionen leidet, weil sein Besitzer ihn verleugnet. Die FFP-2 Maske von Herbert Kickl, die sich ärgert, weil ihr Eigentümer sie nur heimlich trägt.

Ich frage mich, welche Gegenstände Archäologen in fünftausend Jahren bei Ausgrabungen von uns finden werden? Vielleicht den zerbrochenen Rückspiegel eines Tesla oder einen positiven Covid-Schnelltest? Im schlechteren Fall finden sie Golden-Retriever-Faschingskostüme und Hühner-Warnwesten. In Anbetracht dieser Funde werden die Archäologen vermutlich einstimmig ihr Urteil über unsere Epoche fällen: „Also Hochkultur war das keine.“ Moderne Gegenstände entziehen sich immer mehr unserem Verständnis. Im 16 Jahrhundert hat jeder Mensch verstanden, wie ein Tisch funktioniert. Aber wer versteht heute schon seinen Dampfgarer? Die letzte Innovation, die ich annähernd durchschaut habe, war der Klettverschluss.

Eine letzte Beobachtung. Viele Redewendungen enthalten Gegenstände. „Das fünfte Rad am Wagen“, „du kannst mir meinen Schuh aufblasen“, „Dumm wie ein Ziegelstein“. Interessanterweise werden in Österreich die meisten Einfamilienhäuser mit Ziegelsteinen gebaut. Da drängt sich schon eine Frage auf: Kann in dummen Häusern überhaupt intelligentes Leben wohnen?

AllerDings, Klaus Eckel. Ab 16.6 im Buchhandel.

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