Wolf oder nicht Wolf - ist das die Frage?!
Fake News oder Fakten? Wahrheit oder Lüge? Ein ernstes Thema, fast allgegenwärtig – in politisch brisanten Zeiten aber auch im (multimedialen) Alltag. So witzig, spritzig und doch treffgenau wie in „Wolf!“, das zur Saisoneröffnung im Dschungel Wien Premiere hatte, wurden diese Fragen wohl noch nie thematisiert.
Der Solodarsteller auf der Bühne, Sven Kaschte (Autor: Raoul Biltgen, Regie: Paola Aguilera) spielt einen Influencer, YouTube-Star mit Auszeit auf einer Alm, um beim Schafe-hüten einen neuen Song zu schaffen. Natürlich leidet er darunter, kaum Handyempfang, geschweige denn brauchbare Internetverbindung zu haben. Der Freiraum, den er sich für neue Kreativität erhofft hatte, wird eher zu lähmender Langeweile. Ha, da könnte er doch den Bauern im Tal einen Prank spielen, wie Streiche „neudeutsch“ heißen. „Woooolllllfffff!“ mit dem Angstruf scheucht er die Bauern auf. Ätsch reingefallen.
Soweit die Grundgeschichte, die Anleihe nimmt bei einer Fabel des altgriechischen Dichters Äsop vom Hirtenbuben und dem Wolf. Aus der Story ergeben sich die eingangs gestellten Grundfragen. In enger Verbindung damit steht auch das Spielen mit Ängsten – wofür nicht zuletzt Wölfe als DIE Metapher stehen. Allerdings gar nicht in allen Kulturen. In anderen stehen Wölfe eher für Macht, Stärke oder auch familiäre Fürsorge.
Und was ist nun wahr?
Kaschte spielt aber nicht nur sich ein wenig selbst auf die Schaufel nehmend den YouTuber Ä$op und einen der Bauern oder einem Wischmop, den er liebevoll zum Schaf macht, mit der er – mangels anderer Gespräschpartner_innen – redet. Er spielt aber auch mit Klischees – samt aktueller Anspielungen - rund um Wölfe, die mehr Angst vor Menschen als umgekehrt haben müssen. Diese haben auch schon das Theatermusical „Grimm! - Die wirklich wahre Geschichte von Rotkäppchen und ihrem Wolf“ von Peter und Thomas Zaufke (im Grazer Next Liberty und dem Wiener Theater der Jugend) thematisiert.
Dieses aktuelle Stück, das der Wiener Plaisieranstalt und des Innsbrucker Theaters praesent versucht immer wieder auch das Publikum einzubeziehen – u.a. mit der Live-Tonaufnahme von Chören aus dem Publikum, zu denen Kaschte es mitreißend ermuntert. Die Aufnahmen spielt er dann bei Gelegenheit ab.
Zuguterletzt „outet“ sich der Darsteller als „nur“ Schauspieler, der einfach den Text auswendig gelernt hat. Also auch wieder gelogen. Oder?!
Übrigens: Im Programmzettel wid Mark Twain zitiert: "Eine Lüge ist bereits dreimal um die Erde gelaufen, bevor sich die Wahrheit die Schuhe anzieht."
Wolf!
Koproduktion von Plaisiranstalt Wien und Theater praesent Innsbruck
Schauspiel, 50 Minuten; ab 8 J.
Autor: Raoul Biltgen
Regie: Paola Aguilera
Schauspiel: Sven Kaschte
In Kurzauftritten in Video-Einspielungen: Patrick Weber (Mann im grünen Overall) und Luis (Elvis)
Dramaturgie / Ausstattung / Video: Guido Mentol
Assistenz: Natalja Kreil
Produktion: Barbara Schubert (Wien), Elke Hartmann (Innsbruck)
Lichtdesign: Mirza Kebo
Wann & wo?
13. Oktober 2020
Theaterforum Schwechat
2320, Ehrenbrunngasse 24
Telefon: (01) 707 82 72
Forumschwechat -> Kinderindertheater
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