Wenn Stimmen im Kopf miteinander und mit dir streiten

Sophia Felsinger
Sophia Felsinger mit "Dazwischen? ich.", einem von Julya Rabinowich angeregten Titel

„Er ist zwölf, als er den Stimmen einen Namen gibt. Kore, für die freundlichste unter ihnen (Obwohl ich auch manchmal ziemlich harsch sein kann, nicht?), fragt Kore sogleich, leicht spöttisch und zufrieden mit ihrem neuen Namen. Er nickt, um Kore zu bestätigen – seine Stimmen brauchen immer Bestätigung, konstant, er wird langsam müde davon – und überlegt, was der passende Name für die zweite Stimme sein könnte. Man kann nie wissen, was diese Stimme tun wird, denn sie ist doppelzüngig. Sie kann ihm die liebsten Worte sagen, ihn bestärken und aufbauen, und im nächsten Moment etwas Boshaftes sagen, ihn und seine Handlungen negativ beeinflussen, und das erschöpft ihn. Er mag die Stimmen, natürlich tut er das – [Und du tust auch gut daran], erinnert ihn Stimme zwei – aber manchmal werden sie ihm zu viel, die zweite, mit ihren immer wechselnden Meinungen und Ratschlägen, und die dritte, diejenige, die er am wenigsten mag, da sie so böse ist. Anfangs, ganz am Anfang, da waren sie alle drei noch nett und voll Unterstützung und guter Worte, doch das hat sich geändert. Bis auf die dritte Stimme sind die Stimmen immer noch nett, zumindest manchmal, aber sie sind inzwischen immer öfter auch boshaft, und der Junge kann nicht anders, als sich zu wundern, wie die Stimmen sich verändern werden, wenn noch mehr Zeit verstreicht. Er nennt die zweite Stimme Janus, nach dem römischen Gott mit zwei Gesichtern. [Ein überaus passender Name.] Und die dritte Stimme, diejenige, welche die bösesten Ideen und Worte für ihn hat, sie nennt er Stheno. Es sind drei Namen, die nicht im Mindesten zueinander passen, aber sie passen sehr wohl zu den Stimmen. Er ist glücklich damit.“

So bleibt es nicht. Die Stimmen werden immer schlimmer. Vor allem fragen sie immer mehr und stärker „Was ist dazwischen“? Zwischen wo und wem?. Immer massiver – bis zu einem bitteren Ende.


Die Schülerin einer 7. Klasse im Piaristen-Gymnasium (Wien) schreibt viel, gern und Unterschiedlichstes seit der ersten Klasse Gymnasium. „An Bewerben hab ich aber nicht oft teilgenommen, nur bei einem in unserer Schule, angeregt von Julya Rabinowichs „Dazwischen: Ich“ und die Julya hat mir dann auch geraten, meinen Text hier bei diesem Bewerb einzureichen.“

Angeregt zu ihrem Text über den Burschen mit den Stimmen im Kopf „wurde ich, weil ich vorher zufällig ein Buch über psychische Krankheiten gelesen habe. Mein Text ist dann einfach so reingeflossen“, erzählt sie über ihren Schreibfluss für „Dazwischen? Ich.“, den von Rabinowichs Roman über ein junges Flüchtlingsmädchen inspirierten Titel.

In der Anthologie, die jedes Jahr mit den Texten erscheint, finden sich immer auch Interviews mit den Autor_innen. In diesem sagte Sophia Felsinger: „Schreiben bedeutet für mich, das zu tun, was ich gern mache. Für mich ist Schreiben die Möglichkeit, meine Gedanken und Meinungen rauszulassen, Gefühle aufs Papier zu bringen und gut auszudrücken. Beim Schreiben spiele ich mit Charakteren und Worten, bis sie für mich etwas Perfektes ergeben. Das ist entspannend, kann aber auch viele Emotionen hervorrufen, und wenn ich meine Geschichten meiner Familie oder Freunden präsentiere, dann versuche ich, sie an den Gefühlen teilhaben zu lassen.“

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