Wenn bunte Ameisen zu Katzen, Fischen und Herzen werden
Neuerdings krabbeln bunte Ameisen Mauern hinauf, auf ihnen oder auch quer über die Böden von Gemeindebauhöfen in Floridsdorf, Favoriten und Hernals, also im 21., 10 und 17. Bezirk und damit eher an den Rändern von Wien. Und sie werden bewusst an diesen Orten platziert. Und wie bunt! Gelb, grün, blau, pink. Und das ist noch nicht alles. Sie bilden Herzen, Katzen, ein Skateboard oder ein Einhorn. Oder einfach Ameisenstraßen.
!Achtung Ameisen!“ versteht sich als Mitmach-Kunstprojekt. Die kleinen künstlichen Ameisen aus Natur-Kunststoff (eine Art gepresste Maisstärke) bringen einerseits Farbe auf graue Wege und/oder Mauern. Andererseits animieren sie vor allem Kinder, aber auch andere Vorbeikommende, ins Gespräch zu kommen, sich zu überlegen, welche Muster sie mit den bunten Ameisen legen und kleben könnten. Als Kleber wird übrigens auch ein Naturprodukt verwendet – Fischleim. Mit der Zeit verwittern die bunten Tierchen.
Lokalaugenschein
Der Kinder-KURIER besuchte die Aktion im genannten Favoritner Bau. Angesichts der Hitze verschanzten sich die jungen Ameisen-Bilder-Gestalter_innen schlauerweise in einen überdachten Durchgang in den Schatten. Kevin und Mia bespielten ein kleines Mäuerchen, wobei es ersterem gelang, einige der Ameisen sogar senkrecht, sozusagen auf die hintersten Beine zu stellen.
Fast meditativ
Selma und Döndü ließen sich mitten in der Unterführung nieder um fast völlig in sich versunken zuerst ein Herz mit dem Kleber zu ziehen und dieses dann mit den bunten Ameisen zu besetzen. „Wir haben zuerst geredet, was wir machen könnten. Herz, Stern, Drei- und Viereck sind uns eingefallen. Jetzt machen wir eben ein Herz.“ Wobei’s dabei nicht blieb. Ein großer Kreis, ein A und ein Dreieck folgten. Die beiden agierten fast meditativ.
Andere wie Mazin, Mohamed, Natali und Omer arbeiteten an einer langen Ameisenstraße mit so mancher Kurve. Aber auch hier baute Madi ein Herz in das große gemeinsame Muster ein.
Tierisch
Später spezialisierten sich vor allem Natali und Mia, phasenweise auch Ranig und Dardan, gemeinsam mit Julia Bugram, der Künstlerin, die das Projekt aber auch diese Kunst-Ameisen erfunden hatte, auf Tiere. Drei Katzen in unterschiedlichen Posen entstanden so innerhalb von rund einer halben Stunde. Das war manchen noch nicht Tierisch genug. Und so wurden bunte Ameisen zunächst zu einem Pferd, das später in ein Einhorn verwandelt wurde.
Durch den Gitterzaun rührten sich zwei Pädagoginnen des angrenzenden Kindergartens und kündigten an, am nächsten Tag gemeinsam mit Kindern raus zu kommen, um bei der Aktion mitzumachen. Nun aber warteten sie, bis die letzten Kinder abgeholt wurden, um dann selbst die Ameise-Klebe-Aktion auszuprobieren. Die beiden entschieden sich, einen farbenfrohen Fisch auf den Boden zu kleben. Prompt fiel natürlich gleich manchen der Titel des beliebten Kindergartenbuches „Regenbogenfisch“ ein.
Doppeltes Skateboard
In der Zwischenzeit saß Recep auf seinem Skateboard und klebte fein säuberlich eine Ameise nach der anderen auf den Boden. Stück für Stück ließ er das bunte Bild eines kleinen Skateboards entstehen.
Nach dem Schlingerhof (Floridsdorf) wird jetzt der Gemeindebau Ankerbrotgründe gegenüber dem Kulturzentrum Brotfabrik (Favoriten) und dann im September der Ernest-Bevin-Hof (Hernals) bespielt. „Ameisen kommen öfter im Stadtbild vor, sie sind für mich ein Symbol für Vernetzung und in der Natur sind sie sehr nützlich als Saubermacher“, erklärt die genannte Künstlerin, weshalb sie auf diese Tierchen verfallen ist. Wichtig ist ihr auch die Verwendung natürlicher Materialien. Je vier der kleinen Ameisen kommen – samt Verbindungsstückchen wie sie auch von Modellbausätzen bekannt sind – kommen aus jeweils einer Spritzguss-Form. Auch die Verbindungsstücken werden mitunter in die vernetzt entstehenden und vernetzenden temporären Kunstwerke gemeinsam eingebaut, in Favoriten zum Beispiel in einen großen Ameisenberg.
Kommentare