Von Flucht bis Wanderung mit der neuen Familie

Sahel Rustami vor der Bühne
Sahel Rustami, HTL-Schüler, schreibt und spielt Theater

Der HTL-Hochbau-Schüler Sahel Rustami switcht in „Berge“ von wahren, heftigen, mitunter sogar brutalen Erlebnissen auf seiner Flucht aus Afghanistan über die Berge zu im Gegensatz dazu eher banal wirkenden, aber nichts desto trotz den Betreffenden nervenden Problemen bei einer Wanderung in heimischen Bergen. Letztere gehen auf eine Wanderung rund um Hermagor zurück. Die hatte er mit seiner neuen Familie unternommen. Ein Klosterneuburger Paar mit zwei Söhnen hat ihn beim Deutschlernen in der niederösterreichischen Stadt kennen und schätzen gelernt und aufgenommen. „Bevor wir uns endgültig dazu entschlossen haben, machten wir diese Urlaubswanderung, um uns näher kennen zu lernen und zu testen, ob das auch funktionieren würde“, so die neuen Brüder und Eltern. Seine Herkunftsfamilie hat Sahel Rustami übrigens auf der Flucht aus den Augen verloren und bis heute nichts mehr von seinen nächsten Verwandten gehört.

„Geschrieben hab ich schon so ab neun oder zehn Jahren in Afghanistan auf Dari. Meistens hab ich Fantasieteile mit wahre Geschichten verknüpft.“ Nebenbei spielt(e) er, der nunmehr fast drei Jahre in Österreich lebt, Theater und erzählt unter anderem von einem Weihnachtsstück mit lustigen Sketches, das er derzeit in Klosterneuburg probt.

 

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Der Preisträger mti seiner neuen Familie, den Brüdern Michael und Florian und den Eltern Poldi und Uschi

Text-Auszug

Seine preisgekrönte Geschichte beginnt so:

„Nach diesem Berg sind wir am Ziel. … Das ist der letzte Berg, den ihr hinaufklettern müsst. Aber ihr müsst aufpassen auf die kleinen Kinder, auf Frauen und ältere Leute. Und auf die iranischen Soldaten. Ihre Militärbasis ist ganz nah, hinter diesem Berg. Sie dürfen auf euch schießen“, sagte der Schlepper nach 26 Stunden bergauf gehen.

Ich sah die Resignation in den Augen der Leute, die mit mir den weiten Weg von der iranischen Grenze bis zu diesem „letzten Berg“ gegangen waren. Ich spürte nichts mehr in den Füßen. 26 Stunden ohne Essen und ohne Pause waren sehr anstrengend für Leute, die daheim nie ihre Häuser sicher verlassen konnten, um Sport zu betreiben.

„Sind wir bald da? Ich glaub, ich spüre meine Füße nicht mehr.“ Florian zieht die Wanderschuhe aus und reibt sich die Zehen. Dabei sind wir erst zwei Stunden unterwegs – hinter uns der Sessellift und vor uns schon in Sichtweite die Almhütte. Sie haben mir von einer Brettljause erzählt, die es dort gleich geben wird. Ich habe keine Ahnung, was das ist.

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