Vielfalt bringt der Wirtschaft viel
„Sportlich, klug, attraktiv, freundlich gutaussehend, Super in Fortnite, sensibel, humorvoll, brutal, sexy, ehrenvoll, stylish, ehrlich, stark, Selbstverteidigung, Manieren, sozial, loyal, jung, athletisch, selbstsicher, tolerant, korrekt...“ neben einer Reihe unterschiedlicher Zeichnungen finden sich diese Eigenschaften auf vier Plakaten. Der Titel der Aufgabe hatte gelautet „Der ideale Mann“. In vier Gruppen hatten sich die Burschen der ersten Klassen der VBS (Vienna Business School, Private Handelsakademie) Augarten (Wien-Leopoldstadt) eine Stunde lang in ihrem Workshop diesem Thema gewidmet.
Tag der Vielfalt
Dieser und andere Workshops schlossen die Woche zu unterschiedlichen Bereichen von Vielfalt ab. Dazu zählten Exkursionen zu Beratungsstellen und Ausstellungen, Workshops am Diversity Day zu gendersensibler Bubenarbeit wie der oben erwähnte. Der hatte mit Gesprächen über Gewalterfahrungen und wie sie oft in Familien weitergegeben werden begonnen. Vor der Phase der Sammlung von Bildern über die Vorstellung idealer Männer hatten sich die Jungs im Kreis Gutes getan: Sie trommelten mit den Fingern auf den Rücken des jeweiligen Vordermannes Regentropfenmassagen.
„Ich habe meine Meinung darüber, wie Männer sein sollen durch den Workshop (mit Philipp Leeb von Poika) schon erweitert“, findet Bromley, alias Bruno („so sagen alle zu mir“) gegenüber dem Kinder-KURIER.
Fast unvorstellbar
Parallel dazu diskutierte Violeta Hasanagić von der Abteilung Integration und Diversität der Stadt Wien (MA 17) mit den Mädchen der beiden Klassen über Verbindendes ebenso wie über Unterschiedliches, nicht zuletzt die Herkunft. Manche, wie Ana, meinten, es würde sie nicht sonderlich treffen, wenn jemand über „die Serben“ schimpfe, „weil die kennen mich ja nicht, aber wenn wer meine Familie beleidigt, das trifft mich schon“. Am meisten mitgenommen zeigten sich viele der Schülerinnen von der Schilderung der Workshopleiterin, dass sie in jungen Jahren ihren Mann nur heimlich heiraten durfte, weil sich vor allem seine Familien gegen die Ehe der Serbin mit dem Bosnier aus dem Sandschak gestellt hatten.
Ob Jasmin, Ana, Džana oder bei den meisten Mädchen sei dies hier und heute nicht mehr vorstellbar. „Meine Eltern wollen nur, dass ich glücklich werde“, berichten die Jugendlichen dem KiKu.
Wie schaut’s in der Wirtschaft aus?
Der Vielfalt-Tag und damit auch die Woche wurde mit einer Podiumsdiskussion zum „Umgang mit Diversität in der Wirtschaft für Schüler_innen der zweiten Klassen abgeschlossen. Unter der Diskussionsleitung von Stefan Angerer, einem Lehrer der Schule, berichteten Iulia Mugescu (Mitbegründerin von Younited Cultures), Josef Bitzinger (Gastro-Unternehmer und Vizepräsident der Wirtschaftskammer Wien), Elizabeth Hull (Personalleiterin bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC/Price Waterhouse Coopers) und Wolfgang Wilhelm (Leiter der Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen) von Vorteilen und Herausforderungen im Wirtschaftsleben.
Die erstgenannte Mugescu, Gründerin eines Fashion-Unternehmens mit Mitarbeiter_innen aus vielen Ländern schilderte den Ausgangspunkt: aus Ärger über viele negative Nachrichten über Rumänen dem was Positives entgegensetzen. Bitzinger wies darauf hin, die Branche, in der er tätig sei, ohnehin von der Vielfalt von Tourist_innen, aber auch des Personals lebe. Hull, gebürtige Engländerin, die den Brexit für eine Katastrophe hält, gab zu, erst der Fachkräftemangel habe viele Unternehmen dazu gebracht, sich nach diversem personal umzuschauen. Aber in einem bunten Haufen gebe es eben viele unterschiedliche Perspektiven und damit auch weit mehr an Lösungsansätzen. Unternehmen hätten ihren Sinneswandel ja nicht gerade aus sozialen Erwägungen getätigt, sie profitieren davon ja auch beachtlich. Darauf wies Wilhelm von der Antidiskriminierungsstelle hin.
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