Umweltfreundlichere Speicherung von Sonnenenergie

Anna-Lena Schleszies und Leh Hartmann mit ihrer Versuchs-Anordnung
Weitere Top-Sustainability-Projekte: Nachhaltige Surfbretter, Bausteine aus Karton und anderen Abfällen, Konzept für Spitalszubau in Ghana mit lokalen Ziegeln und Trinkhalme aus Apfeltrester.

„Gerade dann, wenn über Fotovoltaik-Anlagen viel Strom erzeugt wird, braucht man ihn eher weniger – wenn’s eh warm und hell ist, benötigst du weniger Licht und kaum Heizung. Und dann, wenn gerade das nötig wäre, scheint bei uns die Sonne weniger.“ So schildert Anna-Lena Schleszies dem Kinder-KURIER gegenüber den Beginn der Überlegungen für das Projekt, das sie gemeinsam mit Leah Hartmann an der HTL Dornbirn durchführte. Unter dem Titel Projekttitel „Green H2“ gewannen die beiden in diesem Schuljahr den Sonderpreis Sustainability (Nachhaltigkeit) von Jugend Innovativ. Übrigens – auch wenn’s vom Umfang her durchaus mit Diplomprojekten vergleichbar ist, es war „nur“ ein Schulprojekt in der jetzigen vierten, also der vorletzten Klasse der beiden Jugendlichen.

Noch immer gibt’s beim Strom aus der Sonne das Problem der Speicherung. Lithium-Ionen-Akkus sind weder besonders umwelt- noch menschenfreundlich - was den Abbau des seltenen Metalls betrifft. „Wir wollten und wollen grün sein, gut sein, etwas für die Zukunft weiterbringen“, begründet die Schülerin engagiert, die Suche nach einem neuen Ansatz für die Speicherung von Solarstrom.

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Die jungen Forscherinnen kooperierten u.a. mit dem Institut für Textilchemie und Textilphysik der Universität Innsbruck

Die beiden umweltbewussten Technikerinnen haben dann mit verschiedenen Elektrolyten herumexperimentiert um in der Elektrolyse Sauer- bzw. Wasserstoff zu erzeugen. Letzterer lässt sich eben speichern. Ihrer Erkenntnis: „Carbon-Fasern sind dabei super effektiv und echt günstig, weil sie eine riesengroße Oberfläche haben.“

Ist da vorher noch niemand draufgekommen?, will der Kinder-KURIER wissen.

„Es scheint übersehen worden zu sein, wir haben im Internet recherchiert und fast nichts gefunden“, so Schleszies zum Reporter. „Wir haben den Vorteil, dass unsere Schule einen Schwerpunkt Textil-Chemie hat. So haben wir begonnen, alle möglichen Fasern durchzuprobieren und rausgefunden, wenn wir die Beschichtung entfernen, können wir den Wirkungsgrad stark erhöhen – bis zu 30 Prozent, unser Spitzenwirkungsgrad lag bei 73 %.“

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Ein Glück hatten die beiden Jungforscherinnen: Die Schule wurde umgebaut, „wir waren im Herbst die allerersten die in das komplett neue Labor durften und konnten dort drei, vier Monate intensiv arbeiten und haben so viel entdecken können. Die praktischen Arbeiten waren abgeschlossen, so konnten wir uns aufs Verfassen der schriftlichen Arbeit fokussieren.“

Natürlich sei nicht alles so glatt gelaufen, wie sich das nun anhören/lesen mag, gesteht die Interviewpartnerin dem Kinder-KURIER. „Das wäre ja auch komisch, wenn immer alles gleich glatt läuft. Lange haben wir an einem Auffangbehälter für den Wasserstoff herumgebaut bis wir auf eine Art Spritze gekommen sind, in die wir die Elektrode gleich eingebaut haben. Sehr problematisch war, die dicht zu kriegen. Fünf oder sogar sechs Klebersorten mussten wir ausprobieren, bis wir die Vorrichtung dicht bekommen haben und auch messen konnten. Das Schwierigste sind immer die Messungen. Entstehen tut eigentlich immer etwas, aber wie viel und wie man das messen kann, das ist die große Herausforderung.“

Trotz aller auftauchender Probleme, „für uns war immer klar, dass wir nie aufgeben. Wenn etwas auch nach mehreren Versuchen nicht funktioniert hat, haben wir nach einer anderen Lösung gesucht.“

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Der Ansatz der beiden Schülerinnen, den Sonnenstrom auch speichern zu können, mache Fotovoltaik-Anlagen vor allem im privaten Sektor rentabler. „Und richtig cool wird das für sonnigere Gegenden wo es vielleicht nicht einmal Stromleitungen gibt: Eine 15m²-Fotovoltaik-Analge kann dann ein Haus für eine Familie komplett energie-autark machen, schwärmt Anna-Lena Schleszies.

Noch aber ist ihre Erfindung „nur“ ein Prototyp, „Für eine Serienreife fehlt noch einiges. In der Anlage ist ja auch viel Chemie drinnen, da müssen noch Schutzmaßnahmen und -mechanismen eingebaut werden. Eine Überlegung ist, das in der Diplomarbeit weiterzuführen, eine andere erst nach der Matura ein Start-Up-Unternehmen dafür zu gründen und dafür in der Diplomarbeit in Richtung Elektrolyse mit Salzwasser zu forschen“, breitet die Schülerin schon verschiedene weitreichende Pläne aus.

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Wir sind sehr beeindruckt von der Idee Textilelektroden für die Wasserstoffgewinnung einzusetzen und bedenkliche Rohstoffe zu ersetzen. Vorarlberger Textilindustrie und High Tech! Green H2 zeigt wie das gehen kann!“

von Aus der Jurybegründung

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Projektteam aus dem Holztechnikum

Platz 2

Surfbrett aus nachhaltigen Rohstoffen, Holztechnikum Kuchl, Salzburg
Surfbretter aus Paulownia- und Balsaholz mit Leinölfirnis und Carnauba-Wachspolitur.

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Projet-Duo aus der HTL Braunau

Platz 3

IsoBrick - Isoliermaterial aus Abfallstoffen, HTL Braunau, Oberösterreich
Basisbaustein aus Abfallprodukten wie Altkartonflocken, Wasserglas, Gips und Sand.

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Projektduo aus der HTL Imst

Anerkennungspreise

Jordan Medical Center / Ghana, HTL Imst, Tirol
Konzept für einen Krankenhaus-Zubau in Ghanas drittgrößter Stadt,
Sekondi-Takoradi. Ziegel werden vor Ort aus Lehm hergestellt und abwechselnd aufeinander ausgerichtet, damit bei Sonneneinstrahlung sich wandelnde Schattenmuster entstehen.

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Projektteam aus der HTL Wels

Apfeltwist statt Plastikmist, HTL für Lebensmitteltechnologie Wels, Oberösterreich
Trinkhalm aus Apfeltrester, einem Abfallprodukt bei der Herstellung von Apfelsaft.

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